BAHNane: Zwei kleine Geschichten

BAHNane: Zwei kleine Geschichten
Photo by Alexander Bagno / Unsplash

Es ist schon länger her, dass ich einen Beitrag über die Deutsche Bahn veröffentlicht habe. Das liegt sicher nicht daran, dass die Bahn besser geworden ist. Ich habe mich einfach an die Zustände gewöhnt und damit abgefunden. Dafür kann ich über die Überraschung der Gelegenheitsfahrer schmunzeln, welche nervös zu ihren zu eng geplanten Anschlüsse schauen. Auch wenn ich inzwischen weniger überrascht und verärgert bin, so gab es die letzten Monate doch zwei Geschichten, die ich hier erzählen möchte.

Der Zug steht doch da?

Warum er trotzdem nicht fährt

Inzwischen checke ich zuerst am Smartphone, wie viel verspätet mein Zug ist, bevor ich aufstehe. Immerhin bekomme ich so oft nochmal ein paar Minuten zusätzlichen Schlaf. Zuverlässig ist die Anzeige zwar nicht, aber man lernt die Zeichen zu lesen.

Anders vor wenigen Wochen. Der Zug war fast pünktlich unterwegs und ich bin wie geplant an den Bahnhof. Zu meiner Freude stand der Zug auch schon am Gleis. In Frankfurt hat er normalerweise knapp 25 Minuten Aufenthalt. Also ab in den Zug und es mir gemütlich gemacht. Zehn Minuten nach Abfahrtszeit standen wir noch immer da. Durch das Fenster konnte ich eine Zugbegleiterin sehen, die auf einer Bank am Bahnsteig saß. Perfekte Situation für einen Raucher. Ich bin raus und habe gefragt, ob es noch für eine Zigarette reicht. Kopfschüttelnd lachte sie und meinte "Eine? Zehn mindestens!". Warum? Beim Zug aus Amsterdam wird in Frankfurt die Lok gewechselt. Die Lok der Niederlande wird vorne abgekoppelt und am anderen Ende wird eine Lok der Deutschen Bahn angekoppelt. Wenn es denn eine Lok gäbe. Das war in dieser Nacht nicht der Fall, es konnte einfach keine Lok gefunden werden, welche unseren Zug weiterziehen konnte.

Fast 60 Minuten dauerte es, bis die Deutsche Bahn eine Lok auftreiben und ankoppeln konnte. Am Huaptbahnhof in Frankfurt am Main, einem der größten Bahnknoten Deutschlands. Nachts um 03:00 Uhr. Keine Ahnung, wo die Loks alle waren, vermutlich am schlafen. Auch die Zugbegleiterin war sichtlich verärgert und beschämt.

Kunden schlauer als Leitstelle

Optimismus statt Realismus

Wie oben geschrieben wird in Frankfurt die eine Lok abgekoppelt und eine andere Lok am anderen Ende angekoppelt. Immerhin muss hier nicht rangiert werden, trotzdem sind es zwei Schritte, der Zug recht lange und das Personal rar. Alleine zwei bis drei Minuten dauert es, bis man vom Anfang des Zuges ans Ende gelaufen ist. Was das Personal machen muss, um an beiden Seiten zu koppeln. In Summe sind zehn Minuten für den ganzen Vorgang schnell, meist dauert es eher fünfzehn Minuten. Vollkommen okay, verstehe ich und ist mit 25 Minuten Aufenthalt auch eingeplant. Eigentlich.

Wenn der Zug Verspätung hat, dann muss die Leitstelle den Fahrplan anpassen. Mein Halt dient hier auch als Puffer, da man 30 Minuten Standzeit einplant, aber schneller wieder los kann. Ist die Verspätung größer, dann ist der Zug auf der Folgestrecke auch verspätet. So weit, so gut. Wenn die Leitstelle in dieser Situation nicht so optimistisch wäre. Nach Aufbrauchen des Puffers scheint diese der Meinung zu sein, dass das Koppeln schneller geht. Fünf Minuten reichen dafür locker aus, zumindest laut angepasstem Fahrplan.

Vorletzte Woche habe ich einen Zugbegleiter darauf angesprochen. Dieser lachte nur und meinte zu seinem Kollegen, dass die Kunden die Bahn inzwischen besser kennen, als die Leitstelle. Zu mir dann noch: "Natürlich fahren wir nicht nach Plan ab, fünf Minuten sind keinesfalls machbar. Kapiert die Leitstelle nur nicht und wundert sich dann, dass sie nach Abfahrt wieder alle Pläne anpassen müssen." Überraschung, das Koppeln hat fast 20 Minuten gedauert, wir sind also 15 Minuten später los als der angepasste Plan vorgesehen hatte. Viel Spaß beim Umplanen.

Was soll man sagen, die Bahn enttäuscht nicht, wenn es darum geht gute Geschichten zu liefern. Mir wäre es lieber, wenn ich hier nur positiv oder gar nicht über die Bahn schreiben müsste. Aber gut, gemütlicher als Autofahren ist es. Wobei ich letzte Woche mit dem Auto gefahren bin und gemütlich Hörbuch hören konnte. Nur Arbeiten ist im Auto halt nicht.

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