Asus ROG Ally - gut gedacht, schlecht gemacht

Asus ROG Ally - gut gedacht, schlecht gemacht
Photo by Amanz / Unsplash

Mein Büro und meine zu Hause liegen 400 km voneinander entfernt. Dementsprechend bin ich entweder lange unterwegs oder mehrere Tage nicht zu Hause. Cool wäre es natürlich, wenn ich dann trotzdem wie gewohnt zocken könnte. Ich habe zwar eine Nintendo Switch, aber meine Hauptspiele laufen nicht auf dieser.

Eine Alternative wäre ein Gaming Notebook. Diese sind aber teuer und schwer. Ich habe mein Arbeitsnotebook schon bei mir, ein zweites würde mich da nur nerven. Dann gibt es noch das Steam Deck von Valve. Verarbeitung super, Preis im Sale okay. Nur setzt es komplett auf Linux und ist relativ schwach. Damit fallen viele Spiele einfach weg oder sind sehr langsam.

Aber das Steam Deck* hat wenigstens aufgezeigt, dass ein Markt für Handhelds mit PC Hardware besteht. Asus hat das erkannt und ein eigenes Handheld zusammengebaut. Dabei haben sie versucht das Steam Deck zu verbessern und sind kläglich gescheitert. Die doppelte Leistung ist super und ein Fortschritt, aber stark zu Lasten der Akkulaufzeit. Windows statt Linux erlaubt mehr Spiele, aber die Oberfläche ist ein reines Flickwerk. Gaming in den Vordergrund stellen ist gut, aber das Gehäuse eine Zumutung.

Frontansicht des Asus ROG Ally
Asus ROG Ally / by galaxus.ch

Aber von Vorne: Das ROG Ally* läuft mit einer höheren Auflösung und einem doppelt so starken SoC im Vergleich zum Steam Deck. Damit kann man theoretisch eine bessere Bildqualität oder mehr FPS erreichen. Nach einigen Treiberupdates scheint das inzwischen auch gut zu funktionieren. Aber mehr FPS oder mehr Pixel erfordern auch mehr Energie. Bei gleicher Grösse bekommt Asus auch kaum mehr Akku in das Gehäuse als Valve, so dass die Akkulaufzeit deutlich geringer ausfällt. Für mich verkraftbar, im Zug gibt es meist eine Steckdose in der Nähe. Hauptsache ich kann das Gerät bequem halten und bedienen.

Ah, bedienen. Windows 11 ist installiert und bietet quasi gar keine Option für kleine Touchscreens von Handhelds. Asus eigene Software, die das Problem lösen soll, macht dies aber leider auch nicht gut. Ich hatte das ROG Ally* im Media Markt in der Hand und muss sagen, die Asus Software ist Schrott, ich würde bei Steam Big-Picture landen. Noch schlimmer aber das Gehäuse. Extrem auf Gaming getrimmt geht die Form für mich noch. Die rückseitigen Tasten sind nicht optimal, aber okay. Nur welcher Produktentwickler kam auf die Idee, ein kantiges Design mit rauem Kunststoff und weisser Farbe zu kombinieren. Das Vorführgerät im Media Markt habe ich schnell wieder weggelegt und meine Hände desinfiziert. Überall waren darauf braune Flecken, Abrieb von den Händen vieler Leute. Und dank der Oberfläche vermutlich extrem schwer zu putzen. Und natürlich viele RGB Effekte. Das Gerät fühlte sich wie ein billiger Plastikbomber an, wie ein Souvenier vom Strassenhändler in Italien.

Damit war das Gerät bei mir eigentlich schon unten durch. Trotzdem kennt man es, man denkt darüber nach und zweifelt. Am Ende wurde mir die Entscheidung dann aber leicht gemacht: Asus hat nicht bedacht, dass SD Karten und SD Leser hitzeempfindlich sind und direkt am SD Slot die Lüftung platziert. Top Idee 95°C warme Luft direkt auf den SD Slot zu pusten. Das war Sarkasmus. Kurz nach Release wurde klar, das zerstört SD Karten und teilweise den kompletten Slot. Da baulich bedingt, gibt es hier auch keine gute Lösung. Asus hat die Lüftergeschwindigkeit angehoben, damit die Luft kühler ist. Dafür ist das Gerät nun lauter und verbraucht mehr Strom. Ein Fehler in der Hardware, welcher mit Software verbessert aber nicht gelöst werden kann.

Schade für mich, so kann ich aktuell kein Destiny 2 spielen, wenn ich nicht zu Hause bin. Das Steam Deck ist zwar gut, aber etwas zu schwach und nur auf Linux optimiert. Eventuell kommt zeitnah ein Steam Deck 2 - das wäre dann eventuell eine Option. Aber das Asus ROG Ally* ist leider ein Reinfall, der so nie auf den Markt hätte kommen dürfen.

Warte! Hier gibt's noch mehr!