Bungie stellt Extraction Shooter Marathon vor

Bungie ist heutzutage hauptsächlich für das Spiel Destiny 2 oder als Erfinder der Halo Reihe bekannt. Davor veröffentlichten sie aber drei Spiele auf MacOS mit dem Namen Marathon, die deutlich unbekannter sind. Jetzt möchte Bungie das Franchise neu beleben, mit einem Extraction Shooter.
Runner im Wasser vor Containern
Marathon Screenshot / by Bungie
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Von Marathon über Halo zu Destiny zu Marathon

Der Name Bungie weckt bei mir gemischte Gefühle. Die ersten Halo Teile waren damals zwar nicht innovativ, aber sie haben Shooter auf den Konsolen spielbar gemacht und es auch geschafft gut eine Geschichte zu erzählen. Mit der Übergabe der Reihe an Microsoft hat man sich mit Activision zusammengetan und ein neues Spiel auf die Beine gestellt: Destiny. Ein Loot Shooter mit tiefgehender Hintergrundgeschichte und Fokus auf Multiplayer. Die ersten Videos hatten mich schon begeistert, aber mangels Konsole war ich erst mit Destiny 2 am Start.

Aber davor, genauer zwischen 1994 und 1997 hat Bungie ein anderes Franchise gehabt: Marathon. Ich persönlich kannte dieses nicht und hatte es auch nie gespielt. Da das Spiel damals ausschließlich auf Mac veröffentlicht wurde hat sich die Bekanntheit auch allgemein in Grenzen gehalten. Inzwischen gibt es die drei Spiele auch kostenlos auf Steam. Dazu einfach nach Classic Marathon suchen.

Screenshot aus Classic Marathon.
Classic Marathon / by Steam

Bekanntlich ist die Situation von Bungie aktuell etwas schwierig. Destiny 2 funktioniert als Zugpferd nicht mehr gut, zumal die Geschichte rund um Licht und Dunkelheit mit Die Finale Form abgeschlossen ist. Viele Spieler nutzen diese Gelegenheit und kehren Destiny 2 den Rücken. Ob diese mit der nächsten Erweiterung zurückkehren werden ist ungewiss. Sicher ist aber, dass das Spiel derzeit für Neueinsteiger kaum zu verstehen ist und es deshalb schafft, neue Spieler anzulocken. Vermutlich ist es alleine Sony zu verdanken, dass Bungie noch nicht in finanziellen Schwierigkeiten steckt.

Ein weiteres Zugpferd soll die Situation entspannen. Die Abhängigkeit von Destiny alleine zwingt Bungie einerseits in festgefahrene Strukturen, auf der anderen Seite hängt das komplette Studio an einem Faden. Ein Faden, der mal dicker, mal dünner ist und sich nicht unendlich strapazieren lässt. Deshalb hat Bungie die Marke Marathon wieder ausgegraben und entwickelt seit einigen Jahren an einem neuen Spiel in der Reihe.

Vom Singleplayer zum Multiplayer

Die ersten drei Teile von Marathon waren Singleplayer Shooter im Stil von Doom. Zur damaligen Zeit grafisch sogar recht beeindruckend, heutzutage natürlich stark veraltet. Bungie hat sich für die Neuauflage entschieden, das Genre zu einem Extraction Shooter wie bei Escape from Tarkov oder Hunt: Showdown zu setzen. Als Spieler wählt man vor einer Runde seine Ausrüstung und wird dann mit zwei anderen Spielern auf eine Karte geworfen. Dort gilt es, Gegenstände zu sammeln und mit diesen einen Fluchtpunkt zu erreichen. Erschwert wird dies durch computergesteuerte sowie menschliche Gegner. Stirbt man, verliert man die gesammelte und mitgebrachte Ausrüstung.

Screenshot aus Hunt Showdown 1896. Der Spieler führt ein Gewehr und geht auf ein Sägewerk zu.
Hunt Showdows 1896 / by Shacknews

Das Spielprinzip ist zwar spannend, aber wird auch recht schnell eintönig. Dynamische Ereignisse sollen das etwas auflockern. Trotzdem sind die Karten statisch, die interessanten Orte verändern sich kaum und das Ziel ist immer das gleiche - lebend entkommen. Klar, das kann Spaß machen und es gibt auch eine treue Spielergruppe für das Genre. Diese Gruppe ist nur nicht riesig und das Genre damit eher eine Nische. Das mussten auch andere Nachzügler wie das inzwischen eingestellte The Cycle: Frontiers feststellen, die sich nicht gegen die vorher genannten Platzhirsche behaupten konnten.

Womit motiviert Marathon zum Wechsel?

Die Frage ist schwierig zu beantworten. Das einzige Alleinstellungsmerkmal von Marathon scheint das Setting zu sein. Während Escape from Tarkov in der heutigen Zeit spielt und Hunt: Showdown in einem mythischen Wilden Westen ist Marathon in einem Science Fiction Umfeld angesiedelt. Es gibt futuristische Waffen, man spielt einen Cyborg und die Grafik ist abgesehen von der Vegetation sehr schlicht und bunt. Letzteres ist zumindest ungewöhnlich, dadurch aber auch gewöhnungsbedürftig.

Screenshot aus Marathon. Der Spieler ist in einem Lagerraum mit einem anderen Spieler und heilt sich.
Marathon Screenshot / by

In den ersten Videos habe ich, und viele andere Spieler, keine herausragenden Mechaniken gesehen. Am auffälligsten ist die Grafik. Über die bunte Gestaltung kann man streiten, die einfachen Animationen und der langsame Flow kommt aber weniger gut an. Bungie hat mit Destiny schon ein Spiel, dass ein tolles Bewegungssystem hat. Bei Marathon wurde dies komplett verworfen und deutlich verlangsamt. Damit ist es sicher zugänglicher, aber eben auch sehr ähnlich zur Konkurrenz. Spielerisch erwarte ich kaum Unterschiede zu den anderen Extraction Shootern.

Meine Vorhersage

Das neue Marathon polarisiert. Die Grafik ist umstritten und die Mechaniken zeigen keinerlei Innovation. Bungie ist bekannt für gute Shooter und der Name erzeugt sicher eine gewisse Anziehungskraft. Reicht das aber aus, um das Spiel zu einem Erfolg zu machen?

Die Nische der Extraction Shooter ist nichts für mich. Ich habe ein paar Runden The Cycle: Frontiers gespielt und als Solo Spieler hatte ich nicht viel Spaß. Ich sehe aber bei Marathon kein Alleinstellungsmerkmal abgesehen vom Science Fiction Setting. Reicht das, um die Spieler vom Spiel zu überzeugen? Der Markt der Extraction Shooter ist klein und mit zwei guten Spielen schon stark besetzt. Wer Spaß an dem Genre hat, der wird eines der beiden Spiele bereits spielen und hat da sicher schon viele Stunden investiert und Fortschritt gesammelt.

Mir fehlt einfach die Vorstellung, was Marathon bietet, dass in diesem Markt die Spieler überzeugt, ihren Fortschritt aufzugeben und sich einem anderen Spiel zu widmen. Ich sehe bei Marathon nichts, was das Spiel von den bisherigen Extraction Shootern abhebt. Da das Spiel ein Vollpreistitel wird und damit mindestens 60 Euro kosten wird ist die Einstiegshürde auch verdammt hoch. Einfach reinschnuppern ist damit nicht.

So leid es mir um Bungie tut: Marathon wird sich nicht dauerhaft am Markt etablieren können. Mit etwas Glück wird es einen initialen Hype geben, wobei ich mir auch einen Launch wie bei Concord vorstellen kann. Wenn Sony auch dann so konsequent ist und das Spiel nach wenigen Wochen abschaltet, dann sieht es düster für Bungie aus. Damit aber auch für Destiny 2. Eigentlich will ich also nicht, dass Marathon ein Flopp wird. Ich sehe nur nicht, wie Bungie das Spiel zu einem Erfolg bringen kann.

Warte... hier ist noch mehr!