Destiny 2 - Into the Rassismus
Bungie steht seit einigen Monaten dauerhaft in der Kritik. Erst haben sie schlechte Zahlen präsentiert, dann haben sie die Erweiterung The Final Shape um mehrere Monate verschoben und am Ende noch Mitarbeiter entlassen. Das Management ist aber unverändert. Klingt komisch? Ist aber so. Aber wir Spieler sollen durch die Verschiebung nicht Gefahr laufen, dann wir an Langeweile eingehen. Deshalb hatte Bungie angekündigt, für die Zeit der Verschiebung zusätzlichen Content zu liefern.
Was für eine Art Content? Das wussten sie wohl selbst nicht so genau zu dem Zeitpunkt. Inzwischen wissen sie es aber und sie wollen es mit den Spielern teilen. Am Dienstag gab es deshalb der ersten von drei Livestreams zum Zwischenevent Into the Light. Angekündigt wurde ein Wellenmodus mit Tower-Defence Elementen. Man verteidigt die letzte Stadt gegen angreifende Gegner, indem man einen Generator vor immer stärker werdende Gegnerwellen schützt. Dieser treibt Geschütztürme, Fallen und Ablenkungen an. Für jeden getöteten Gegner gibt es Punkte, die in die Verbesserung der Verteidigungsanlagen investieren kann. Nach jeder sechsten Welle entert man das angreifende Schiff und beseitigt den Kommandanten, was ein neues Gegnerschiff mit stärkeren Gegnern auf den Plan ruft.
Nach einem Einleitungsgespräch wurde genau dieses Gameplay gezeigt und parallel der Modus erklärt. Dazu auserkoren wurde der Activity Designer Noah Lee. Es war sein erster Auftrifft in der Öffentlichkeit und man merkte ihm die fehlende Übung und seine Nervosität schon im Einleitungsgespräch an. Entsprechend war sein Gameplay nicht gerade hochwertig und auch wir machten einige Scherze darüber, dass er seine ultimative Fähigkeit die ersten 20 Minuten nicht einsetzte. Trotzdem hat er tapfer 36 Runden in etwas mehr als 40 Minuten für uns gespielt, bis der Stream recht schnell beendet wurde. Switch vom Gameplay auf die Moderatoren, kurze Verabschiedung, fertig.
Was war passiert? Nach einem Softwarefehler war kurzzeitig der Desktop von Noah zu sehen. Während die Mods schon alle Mühe hatten das Gemecker und die Beleidigungen im Twitch-Chat unter Kontrolle zu halten tauchten kurz nach dem Fehler Steam-Freundschaftsanfragen bei Noah auf. Anfragen von Userns mit Namen wie "KILL ALL NIGGoRS" und "KILL YOURSELF". Was ich nicht erwöhnt hatte bisher, weil es eigentlich keine Rolle spielen sollte: Noah ist schwarz.
Die Bungie Mitarbeiter sahen sich also sowohl im Chat als auch über Steam Beleidigungen und rassistischen Drohungen gegenüber und hat dann beschlossen, den Stream abzukürzen. Inzwischen wurden wohl einige der Spieler identifiziert und gebannt. Trotzdem hätte das nicht vorkommen dürfen. Das ist kein harmloser Spaß, dass ist einfach ekelhaft. Sowohl die Freundschaftsanfragen als auch der Twitch-Chat waren einfach unmenschlich. Das ist nicht mehr toxisch. Ich kann Bungie hier verstehen und hoffe, dass es nicht nur bei einem Bann im Spiel bleibt, sondern auch Anzeigen erstattet werden.
Aber auch die restlichen Reaktionen im Chat waren extrem negativ. Es wurde über das Event gemeckert, über Bungie, über Destiny 2, über die Entwickler. Die Grundstimmung im Chat war, dass alles schlecht ist und Bungie sowie deren Mitarbeiter die schlechtesten Entwickler der Welt. Ein Trend, der auch auf Reddit und bei anderen Spielen Einzug gehalten hat. Ich spiele ein Spiel, um Spaß zu haben. Macht es mir keinen Spaß (mehr), dann spiele ich es nicht (mehr). Natürlich hat man Geld investiert, aber die meisten Spiele - auch Destiny 2 - sagen einem klar, was man bekommt. Ich habe Geld bezahlt und genau das bekommen, was ich erwartet habe und ich hatte Spaß damit.
Warum all dieser Hass? In meinen Anfangszeiten bei Eve Online, aber auch bei anderen Spielen aus dieser Zeit, war es üblich, direkten Kontakt zu den Entwicklern zu haben. Man hat sich respektvoll über das Spiel und andere Dinge unterhalten und Kritik konstruktiv angebracht. Inzwischen wird beleidigt, gefordert und gedroht. Jede sieht seine Bedürfnisse für die wichtigsten an und alle anderen haben sich danach zu richten. Woher kommt das?
Ich verstehe es aber, dass sich immer mehr Entwickler aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Keine Reaktionen mehr auf Reddit, kein reger Austausch auf Discord, keine Kommentarfunktionen mehr bei Videos und News. Warum auch? Das Gemecker der kleinen lauten Minderheit ist weit weg von konstruktiver Kritik, anhand derer man etwas verbessern könnte.