GemecKer: Die Deutsche Bahn ist kaputt

GemecKer: Die Deutsche Bahn ist kaputt
Photo by Oliver Sand / Unsplash

Mein Glück ist es, dass ich vier Tage die Woche von zu Hause arbeiten kann. Das ist deshalb wichtig, da mein Büro fast 400km von meinem Wohnort bei Frankfurt am Main entfernt ist - in Zürich. Aber an einem Tag die Woche trifft sich das Team und ich gehöre dazu. Mit dem Auto macht die Fahrt aber wenig Spaß, da die Fahrzeit einfach verschwendet ist.

Aber es gibt ja Alternativen. Das Flugzeug braucht nur 50 Minuten, plus jeweils 20 Minuten Nahverkehr von/zum Flughafen. In knapp 1,5 Stunden wäre ich also da. Nicht gut für die Umwelt und auch nicht gut für den Geldbeutel. Ungefähr 350 - 400 € kosten Hin- und Rückflug. Und pro Strecke verursache ich 46kg CO2 laut Google. Die Deutsche Bahn ist, auch dank Bahncard 25, deutlich günstiger, wenn auch nicht günstig. Mit 18kg CO2 laut Google dazu wesentlich umweltfreundlicher.

Gut, Ende 2022 sah die Verbindung nach Zürich noch besser aus. Inzwischen hat die Schweizer Bundesbahn (SBB) aber die Schnauze voll und die Deutsche Bahn aus dem Taktsystem geworfen. Damit fallen einige gute Verbindugen weg, zum Beispiel die stündliche Direktverbindung von Hamburg nach Zürich über Frankfurt. Blöd für mich, ich muss jetzt einen IC von Amsterdam nehmen, spätestens um 04:00 Uhr. Dann wäre ich um kurz nach 08:00 Uhr in Zürich.

Ihr habt sicher den Konjunktiv bemerkt. Bis jetzt habe ich dreizehn Fahrten hinter mir. Sieben Mal nach Zürich, sechs Mal zurück nach Frankfurt. Ich sitze gerade im Zug, deshalb das Ungleichgewicht. Im verspäteten Zug, wie weitere zehn andere davor. Elf von dreizehn Fahrten waren verspätet, und das nicht nur um fünf Minuten. Auf einer Hauptstrecke in Europa. Deshalb fahre ich üblicherweise einen Zug früher um 02:45 Uhr, damit ich genug Puffer habe und halbwegs pünktlich im Büro bin.

Dabei gab es bis letztes Jahr noch einen ICE von Hamburg nach Zürich, mit welchem ich nach 04:00 Uhr los- und durchgefahren wäre. Den gibt es aber seit 2023 nicht mehr. Inzwischen kenne ich auch den Grund. Die SBB in der Schweiz hat schon seit ein paar Jahren einen Taktfahrplan. So ein Taktfahrplan funktioniert aber nur, wenn sich alle an ihren Takt halten. Sich an einen Fahrplan halten ist aber nicht die Stärke der Deutschen Bahn und so wurde sie von der SSB aus dem Takt geworfen. Einfahrt in die Schweiz nur noch, wenn gerade ein Lücke frei ist. Damit kann man natürlich keinen ICE planen und die Verbindung ist weg.

Und dann sehe ich die Schweizer Bundesbahn. Verspätungen? Bisher nie. Verbindungen dafür zahlreich und regelmäßig. Klar, die Schweiz ist kleiner, aber sie investieren auch viel Geld in die Bahn. In Deutschland fließt das Geld irgendwohin, aber abgesehen von ein paar Vorzeigeprojekte passiert nichts. Das Bahnnetz ist Marode, die Steuerung ist marode, die Züge ekelhaft und die Kapazität zu gering - sowohl bei den Passagieren als auch Schwergütern. Aber anstatt etwas zu tun sind dem Staat die Hände gebunden: In einer Aktiengesellschaft haben die Eigentümer nichts zu melden. Mit der Privatisierung in eine AG haben wir also jegliches Mitbestimmungsrecht abgegeben.

Persönlich frage ich mich, was das Management die letzten 20 Jahre gemacht hat. Die Bahn ist immer schlechter geworden, inzwischen sind 35% der Fernverkehrszüge mindestens 6 Minuten und 20% mindestens 15 Minuten verspätet. Und selbst wenn die Bahn nach Plan fährt, dann fährt sie nach Plan langsamer über die maroden Schienen. Ein großer Teil der Infrastruktur ist noch vom Anfang des letzten Jahrhunderts. Ein Armutszeugnis an die Deutsche Bahn, aber auch die deutsche Politik über alle Parteien hinweg. Seit dem Jahr 2000 waren alle Volksparteien an Regierungen beteiligt und sie alle haben nur eines gemacht: Nichts.

Warte! Hier gibt's noch mehr!