Ein 3D-Drucker ist eingezogen

Ein 3D-Drucker ist eingezogen
Photo by Caroline Eymond Laritaz / Unsplash

Eigentlich wollte mir meine Freundin ja das LEGO NASA Space Shuttle Discovery* zu Weihnachten schenken. Aber als das Set dann bestellt werden sollte war es entweder ausverkauft oder unverschämt teuer. Stattdessen hat sie ein anderes Produkt auf meiner Merkliste entdeckt und bestellt: Den 3D-Drucker Creality Ender 3 V2 Neo*.

Der stand jetzt schon eine Weile auf der Liste und weder sie noch ich waren uns ganz sicher, ob wir einen 3D-Drucker brauchen. Da der Preis aber unter 200 € gefallen war, schien mir das Gerät ein guter Kandidat für erste Gehversuche im 3D-Drucken zu sein. Laut Beschreibung ein anfängerfreundlicher Einsteigerdrucker, mit welchem man nichts falsch machen kann. Ist das wirklich so? Finden wir es heraus.

Geliefert wird der Drucker gut verpackt und in wenigen Einzelteilen. Der Rahmen für die Höhenachse inklusive dem eigentlichen Druckkopf muss man anschrauben, das Diplay befesigen und ein paar Stecker einstecken. Damit ist der Aufbau erledigt. Alle notwendigen Werkzeuge werden mitgeliefert, sehr schön. Die Einrichtung ist eigentlich auch in wenigen Schritten erledigt und Creality liefert hierzu auch ein Video auf YouTube. Die Hauptaufgabe besteht darin, dass Druckbett so gut es geht in Waage zu bringen und die Druckdüse in den richtigen Abstand zu bringen. Da man hier die vier Ecken über Schrauben nach oben oder unten anpasst ist der Ausgleich nie perfekt zu erreichen, weshalb der 3D-Drucker zum Schluss die Fläche an mehreren Punkten ausmisst und die Unebenheiten intern speichert und beim Druck ausgleicht.

Ist das erledigt kann der erste Druck eigentlich schon starten. Dazu liefert Creality passend ein kleines Boot und einen Hasen auf der Speicherkarte mit. Ich habe mich für das Boot entschieden und war mit dem Druckergebnis sehr zufrieden. Abgesehen von den unvermeidlichen Rillen der Ebenen wurde das Modell absolut sauber gedruckt. Aber so schön das Boot auch ist, das war nicht der Grund, warum wir einen 3D-Drucker angeschafft haben.

Creality Ender 3 V2 Neo

FDM 3D Printer für Einsteiger 220x220x250mm

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Aber wie kommt man eigentlich zu einem Druckmodell? Erstmal muss die Software installiert werden, die aus den digitalen Modellen die entsprechenden Anweisungen für den Drucker generieren. Creality bietet hier einen hauseigenen Slicer an, in welchen man seine 3D-Modelle reinlädt. Diese erstellt man entweder selbst, oder man findet sie im Internet. Da ich bisher keine Ahnung von 3D-Modellierung habe, habe ich mich auf einer Datenbank im Internet umgesehen. Erstmal einfache und schnelle Modelle. In unserem Fall verschiedene Lesezeichen.

Und selbst da ist schnell relative. Auch einfache Lesezeichen, welche wenige Milimeter dick und maximal zehn Zentimeter lang sind dauern schon über 20 Minuten im Druck. Mir war das vorher bewusst, aber so richtig realisiert habe ich das erst jetzt. Genauso wie die Tatsache, dass die Slicer-Software nicht gedankenlos benutzt werden kann. Bei der Skalierung eines Lesezeichens wurde diese so dünn, dass es am Ende nicht benutzbar war. Aber in den nächsten Tagen haben wir verschiedene Lesezeichen, eine Spielkartenbox und einen Messschieber gedruckt, alles problemlos und wie gewünscht.

Da der Drucker im Betrieb aber ein stetiges Rauschen der Lüfter abstrahlt war die Idee, den 3D-Drucker in einen extra Raum zu stellen. Dazu habe ich ein neues Druckbett gekauft, welches besser sein sollte. Also den Drucker umgestellt, Druckbett getauscht und die Druckhöhe angepasst. Ab dann fingen die Probleme an. Das Filament wollte nicht mehr am Druckbett haften und wenn es doch mal klappte, dann zog das Filament Fäden. Egal mit welchem Druckbett, selbst das migelieferte hatte plötzlich Probleme. Jeder Druck ein Glücksspiel, über Tage habe ich mit allen möglichen Einstellungen zu Temperatur und Geschwindigkeit rumgespielt, aber es wurde nicht deutlich besser. Dazu erschien es mir nicht richtig, mit 30 % Geschwindigkeit zu drucken.

In meiner Verzweiflung habe ich den Drucker wieder ins Wohnzimmer geholt. Der andere Raum ist nicht beheizt und hat zwei Außenwände. Eventuell ist die Temperatur das Problem. Dazu habe ich das Gerät vom Boden auf einen kleinen IKEA Lack-Tisch* erhöht. Wirklich besser wurde es nicht, aber der Umzug zurück forderte auch ein Neujustieren der Höhe. Dabei hatte ich durch den Tisch die Chance die Düse des Druckers richtig zu sehen und stellte fest: Sie ist zu weit vom Druckbett weg. Angepasst und siehe da, der Drucker druckt wieder einwandfrei. Beim ersten Umzug habe ich mich wohl falsch an die initialie Justierung erinnert und den Abstand zu hoch eingestellt. Ich Trottel. Dadurch habe ich sicher 300 Gramm Filament verschwendet. Aber gut, Lernen durch Schmerz.

Inzwischen habe ich die meisten Einstellungen wieder zurückgesetzt, abgesehen von ein paar Einstellungen zur Vermeidung von Fadenbildung. Dafür, dass der 3D-Drucker mein Leben erleichtern soll hat er mich die letzten Tage ziemlich viele Nerven gekostet. Stundenlang habe ich Drucke mit verschiedenen Einstellungen und Temparaturen ausprobiert und das Problem gesucht. Das Problem, dass am Ende ich war. Immerhin brauche ich jetzt keine Speicherkarte mehr zwischen Computer und Drucker hin- und herzutragen. Mein RaspberryPi 3B+* hat jetzt neben dem Filtern von Werbung mit PiHole noch die Aufgabe als 3D-Druckserver zu fungieren. Bald auch mit Webcam für tolle Zeitrafferaufnahmen und Druckkontrolle.

Trotz des ganzen Ärgers bin ich bisher mit dem Creality Ender 3 V2 Neo* sehr zufrieden. Inzwischen druckt er, wie er soll und ich habe viel Spaß damit. Ich denke, ich werde in Zukunft noch mehr Beiträge über das 3D-Drucken schreiben und mehr in die Details und die Fehlerbehebung gehen. Ihr dürft gespannt sein.