Eine Geschichte vom Geld und den Schulden

Eine Geschichte vom Geld und den Schulden
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Unser Geldsystem mag einfach aussehen, aber eigentlich handelt es sich dabei um ein komplexes Zusammenspiel vieler Regeln und mathematischer Effekte. Wäre es einfach, dann bräuchte es keine Berater und vermutlich wären viele Bürger wesentlich empörter über die Vorgänge in der Wirtschaft.

Vor vielen Jahren habe ich eine Geschichte gehört, die mir seitdem nichtmehr aus dem Kopf gegangen ist und die ich bei Gelegenheit gerne weitererzähle, jetzt hier im Blog. Mit dieser Geschichte wird gezeigt, dass Schulden und vorhandene Geldmenge keinen Zusammenhang haben. Aber erst zur Geschichte, dann zu meinen Gedanken.


Ein Geschäftsreisender betrat ein Hotel, um dort zu übernachten. Da er sehr wählerisch war, wollte er das angebotene Zimmer erst besichtigen. Der Hotelbesitzer stimmte dem Wunsch zu, mit der Bedingung eine Sicherheit von 100 € zu hinterlegen. Gesagt, getan. 100 € auf den Tresen und ab ins Zimmer.

Der Hotelbesitzer nutze die Gelegenheit und geht mit dem Geld zur Autowerkstatt. Dieser schuldet er noch 100 €, welche er damit zurückgezahlt hat und schuldenfrei ist. Der Mechaniker ist auch erfreut, denn er kann direkt zum Friseur und dort seine Schulden von 100 € begleichen. Der Friseur wiederum geht zu seiner bevorzugten Prostituierten und zahlt ihr seine Schulden von 100 € zurück.

Letztere läuft zum Hotel und begleicht beim Hotelbesitzer ihre Schulden mit den 100 € Schein. In dem Moment kommt der Gast wieder zur Rezeption und erklärt, das Zimmer passt ihm nicht und er möchte seine 100 € zurück. Der Hotelbesitzer gibt ihm das Geld und alle gehen ohne Schulden ihres Weges.


Was können wir aus der Geschichte lernen? In der Ausgangslage haben vier Personen jeweils 100 € Schulden. Die lokale Wirtschaft ist also mit insgesamt 400 € verschuldet. Mit weiteren 100 €, die temporär in den Umlauf gebracht wurden, sind alle Schulden getilgt und die 100 € wieder beim Besitzer.

Es wird also deutlich, dass Schulden und reale Geldmenge in keinem Zusammenhang stehen. Aber es zeigt auch, dass man mit wenig Geld Schulden sehr schnell auflösen könnte, wenn man nur versteht, wie diese miteinander verflochten sind. Und am Ende sieht man, wie leicht eine Bank aus wenig Geld viel machen kann. Die Bank kann Geld verleihen, dass sie hat. Sind alle Schuldner bei einer Bank, dann gelten die Schulden des ersten als Vermögen der Bank.

Kunde A habt bei der Bank 100 € auf dem Konto. Davon darf die Bank grob 90% verleihen. Sie verleiht an Kunde B also 90 €, welcher damit Kunde C, ebenfalls bei der Bank, bezahlt. Schwupps, hat die Bank ein Kapital von 190 €. Und so weiter. So erzeugen Banken Geld aus dem Nichts. Geht man die Kette umgekehrt, dann sind die Schulden sehr schnell abbezahlt. Verwirrend, spannend und meiner Meinung nach auch gefährlich.

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