England #1: Anfahrt, Canterbury und London

London, St. Paul's Cathedral in der Nacht beleuchtet, aufgenommen durch die Straß / Kernic 2022
St. Paul's Cathedral, Lodnon / Kernic 2022

Die Bequemen unter uns Reisenden bevorzugen den schnellen Transport mit dem Flugzeug, die Umweltbewussten nehmen dafür lieber den Zug. Wir hingegen sind in den letzten Jahren immer mit dem eigenen Auto in den Urlaub gefahren. Unser Auto ist unser treuer Begleiter im Urlaub und eine Art Basis für uns. Wir können mitnehmen was wir wollen und sind maximal flexibel. Letzteres war auch die Vorgabe für unseren Urlaub in Südengland.

Oft besteht unser Reiseplan nur aus der Zielregion und wir fahren blind darauf los. Bei England ist das nicht ganz so einfach. Man muss erstmal auf die Insel kommen. Entweder durch den Eurotunnel und mit einer Fähre. Wir haben uns für die Fähre entschieden. Diese war günstiger und man sieht was. Ein Tunnel ist sehr langweilig. Hin- und Rückfahrt wurden also gebucht. Dazu die erste Übernachtung in London, damit wir am ersten Tag nicht gleich ein Hotel inklusive Parkplatz suchen müssen - eine gute Idee.

Am Sonntag früh, also mit 04:00 Uhr viel zu früh, haben wir die letzten Sachen ins Auto gepackt und sind losgefahren. An Köln vorbei in die Niederlande, direkt abbiegen nach Belgien und von dort nach Calais in Frankreich. Sechs Stunden Fahrt. Proviant hatten wir glücklicherweise vor der Abfahrt noch gemacht und am Ende waren wir überpünktlich in Calais. Der Brexit machte sich auch direkt bemerkbar. Reisepässe vorzeigen und eine Unterkunft wollte der Zoll von uns. Sehr praktisch, schon ein Hotel gebucht zu haben.

Wow, Tower Hill? That's a nice hotel and a great area. Have fun!

Komplizierter als früher, aber auch kein Hexenwerk. Dementsprechend waren wir deutlich schneller im Hafen als erwartet. Und wir hatten Glück, die Fähre im Hafen war zwar nicht unsere, aber sie hatte noch Platz. Wir durften also zwei Stunden früher fahren. Auf nach Dover!

Von Dover über Canterburry nach London

Linksverkehr, Maut und Umweltstrafe

Auf der Fähre haben wir direkt eine Sache bestätigen können: Jap, meine Freundin ist Seekrank. Sobald sie den Horizont bzw. die Bewegung des Schiffs nicht sieht, wird ihr schlecht. Kein gutes Argument für einen zukünftigen Segelschein. Trotzdem hat sie die Fahrt gut rumbekommen und wir konnten während der Hafeneinfahrt im britischen Grau die Kreidefelsen von Dover bestaunen.

Und dann der Moment der Wahrheit: Das Auto muss von der Fähre runter und ich damit auf die Straßen Englands. Ihr wisst schon, das Land in welchem die Menschen auf der falschen Straßenseite fahren. Links statt rechts. Aus dem Hafengelände raus und ab dann angespannt und nervös über die Schnellstraße in Richtung Canterbury. Eigentlich ist unser Ziel London, aber Canterbury liegt auf der Strecke und soll einen Besuch wert sein. Kurz gesagt: Ja, Canterbury ist einen Besuch wert und das sage ich nicht nur, weil ich mich dort erstmal vom Autofahren erholt habe. Die Stadt selbst ist eher klein, dafür historisch und gut gepflegt. Man fühlt sich mehrere hundert Jahre in die Vergangenheit versetzt.

Nach diesem kurzen Zwischenstop ging es weiter nach London. Warum auch immer wir entschieden haben, dass wir mit dem Auto in die Stadt fahren, es war eine teure Idee. Vorab hatten wir schon die City-Maut und die Umweltstrafe bezahlt. Knappe 55 britische Pfund, also 63 Euro, weitere 40 Euro für den Parkplatz und nochmal 5 Euro, damit wir durch den Tunnel unter der Themse auf die Nordseite der Stadt dürfen. Das wussten wir vorab nicht, aber man kann ja zum Glück direkt online und mit PayPal bezahlen. 110 Euro nur dafür, dass wir mit dem Auto in die Stadt dürfen. Das Hotel fünf Minuten von der Tower Bridge entfernt war auch kein Schnäppchen, aber okay.

London bei Nacht

Es wird schneller dunkel als erwartet

Auf der anderen Seite verbringt man kaum Zeit im Hotel, da ist es schon fast Verschwendung. Es gab aber nicht viele Alternativen in dieser Lage und mit einem Parkplatz. Kurz das Gepäck auf das Zimmer und los geht es. Kurzer Fußmarsch zum Tower und die Tower Bridge. In der Nacht sind die Orte wunderschön beleuchtet, wie fast alles in London. Die Temperaturen waren okay und wir haben uns zu einem Spaziergang in die Stadt entschieden. Das erste Stück an der Themse, dann zur St. Paul's Cathedral und über den Trafalgar Square zum Picadilly Circus. Zeit für das Abendessen. England ist mit Sicherheit für eines nicht bekannt: eine gute Küche. Dementsprechend hat man die Auswahl zwischen verschiedenen Restaurant-Ketten, alles recht teuer. Die Entscheidung ist auf Pizza Express gefallen, Pizza geht immer und die Bewertungen sind super.

Gestärkt ging die Runde weiter, vorbei an den Nobelgeschäften durch den Green Park am Buckingham Palace vorbei. Beim Big Ben waren wir dann erschöpft. Den ganzen Weg wieder zurück war uns zu viel, weshalb wir underground gegangen sind. Beim Betreten der Station kann man sein Google Pay registrieren, am Ziel schließt man die Zahlung ab. Bequemer geht es kaum und hier könnte sich Deutschland eine Scheibe abschneiden. Grundsätzlich, wenn es um das Thema kontaktloses Bezahlen geht. In England quasi überall möglich, selbst am Parkautomat. Die eingesparte Zeit haben wir in die Hotelbar investiert, und viel zu viel Geld für einen Cocktail jeweils. Dafür mit super Sicht über die Tower Bridge und die Stadt.

Der erste Tag hat uns zwei Erkenntnisse gebracht: Die Sonne geht in England im Winter verdammt schnell unter und jeden Tag können wir nicht so viel laufen. Also sind wir früh aufgestanden und direkt mit der U-Bahn in die Stadt. Ein Pret a Manger versorgte uns mit einem Frühstück und unser Weg ging über den Trafalgar Square zum Big Ben. Bei Tag bekommt alles eine ganz andere Ausstrahlung. Zurück ging es an der Südseite der Themse. Dank Uncle Roger hatten wir das mei mei im Kopf und sind deshalb zum Borough Market gelaufen, einem lokalen Spezialitätenmarkt. Leicht zu finden war das Lokal nicht, einfach weil der Markt riesig und verwinkelt ist. Borough Market sollte man auf jeden Fall gesehen haben und auch etwas Zeit einplanen. Haben wir leider nicht gemacht, weshalb es für jeden ein Chicken Rice Gericht gab, dass wir vor Ort gegessen haben. Jetzt schnell zurück zum Hotel und ab ins Auto.

Die schnellste Route nach Oxford? Mitten durch London und dann noch kurz nach Windsor. Das kommt im nächsten Beitrag.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die ersten beiden Tage anstrengend waren, aber auch genau dem entsprochen haben, was wir erwartet und gesucht haben. Ein historisches England mit viel Weihnachtsstimmung. Meine Freundin war, trotz Vorwarnung, über die nicht vorhandene englische Küche erstaunt. Aber dafür findet man sonst alles, was es auf der Welt gibt. London ist ein Schmelztiegel der Kulturen, bewahrt aber immer seine Tradition und ist einfach eine schöne und historische Stadt, wie es sie kaum eine andere gibt. Klar, Rom mag älter sein, London ist aber majestätischer.

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Hier geht es zu den nächsten Teilen des Südengland Reiseberichts:
England #2: Windsor und Oxford
England #3: Cornwall
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