England #4: Südengland und Rückreise
Mit den Eindrücken von Cornwall im Hinterkopf sind wir nach dem Frühstück etwas wehmütig weitergefahren. Aber der Urlaub ist nicht endlos und wir müssen uns langsam wieder in Richtung Osten orientieren. Für die erste Etappe wurde Bournemouth als Ziel ausgesucht.
Aber meine Freundin wollte nicht gehen, ohne zumindest die Füße in den Atlantik gesteckt zu haben. Nicht gerade die beste Idee Anfang Dezember bei Ebbe. Aber wie das mit Frauen so ist: Kurz nach der Abfahrt stapften wir durch den matschigen Sand des Strands von Newquay. Nach 150 Metern wurden die Schuhe und Socken ausgezogen und wir sind barfuß in das Meer. Kalt ist nett ausgedrückt. Nach fünfzehn Sekunden waren meine Füße taub und wir beeilten uns, die Socken und Schuhe wieder anzuziehen. Im Matsch gar nicht so einfach.
Jetzt aber wirklich los, über die Landstraßen von Cornwall. Für 50 Kilometer braucht man gut eine Stunde. Aber die Landschaft entschädigt dafür. Da es auf der Strecke liegt, haben wir gegen Mittag einen Stopp bei Exeter eingelegt. Die Kathedrale wurde im Reiseführer empfohlen und hier muss ich zustimmen - ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Ein Weihnachtsmarkt vor der Kathedrale hat uns noch zum Schlendern motiviert, aber am Ende auch nicht halten können. Zurück zum Auto und weiter.
Ursprünglich hatten wir mehr Zeit für den Süden eingeplant, im Laufe der Reise aber den Fokus auf Cornwall verschoben. Dadurch waren wir etwas ratlos, wie wir den Süden einteilen sollten. Am Ende wollten wir spontan entscheiden - abgesehen von Bournemouth. Hier war ich vor vielen Jahren ein paar Wochen als Sprachschüler und habe die Stadt sehr gemocht.
Da wir recht früh bei Bournemouth waren, haben wir spontan entschieden, an der Stadt vorbei zu fahren und bei Milford on Sea sowohl einen Blick auf die Insel Isle of Wight - ursprünglich ein eigenständiges Ziel - zu werfen und dort der Sonne beim Untergehen zuzuschauen. Der Plan ging auf und wir hatten einen super Ausblick auf die Isle of Wight und einen wunderschönen Sonnenuntergang.
Bournmouth
Romantische Weihnacht
Da wir das Tageslicht geopfert hatten, waren wir erst bei Dunkelheit zurück in Bournemouth, wo ich mit meiner Freundin einige Orte von meinem Sprachkurs abgefahren bin: das Viertel der Gastfamilie, die Sprachschule (anscheinend nicht mehr dort) und ein Geschäft, in welchem man heiße Schokolade aus belgischen Pralinien trinken kann (leider schon Feierabend). Was wir noch nicht hatten? Ein Hotel. Das durfte meine Freundin aussuchen und es wurde wieder ein älteres Hotel. Gerade erst aufgefrischt fehlte noch die Renovierung der Fenster. Dafür war die Lage super.
Schnell alles auf das Zimmer gebracht und zu Fuß los. Bournemouth war früher ein Badeort und hat dementsprechend auch einen Pier. Dieser wurde zuerst erkundet, hatte aber außer einer schönen Aussicht auf das weihnachtliche Riesenrad und die nächtliche Stadt wenig zu bieten. Also zurück "an Land", vorbei am Riesenrad und ab in den romantisch geschmückten Park. Erfolgreich wurden wir hier mit Weihnachtsstimmung vollgepumpt. Die Ankunft am eigentlichen Weihnachtsmarkt war also entspannt, der Markt eher enttäuschend. Zehn Stände, eigentlich nur Essen und das auch noch wenig appetitlich. Die heiße Schokolade hat uns für die Erkundung der kleinen Innenstadt gewärmt und mit neuer Energie versorgt. Zum Abschluss und Abendessen gab es noch eine Bratwurs (von der German Event Company) und Raclette (authentisch!).
Gesättigt, aber durchgefroren, ging es zurück zum Hotel. Unterwegs kam uns noch eine Gruppe junger Damen entgegen, in kurzen Kleidern und Sandalen. Alleine bei dem Anblick wurde mir noch kälter. Aber auch auf dem Weihnachtsmarkt war das kein komischer Anblick. Die Briten sind wohl hart im Nehmen.
Das fehlende Frühstück im Hotel motivierte uns zu einem morgendlichen Abstecher in die verschlafene Stadt. Da das meiste geschlossen hatte und es immer noch kalt war, gab es ein Heißgetränk und etwas zu Essen bei Pret a Manger, dann ging es weiter mit dem Auto.
Der Plan für den heutigen Tag: Tee von Whittards in Portsmouth kaufen, dann zu den weißen Küsten der Seven Sisters. Das Ziel des Tages ist noch offen.
Portsmouth, Seven Sisters
und dann weiter
Aus meinem Sprachkurs hatte ich meiner Freundin Tee von Whittards of Chelsea mitgebracht. Damals war sie begeistert von dem Tee und da er derzeit dank Brexi nicht in die EU geliefert wird war klar: Wir nehmen etwas mit. Über den kompletten Urlaub hinweg haben wir in den Supermärkten nach dem Tee gesucht und nicht gefunden. Aber in Portsmouth gibt es einen Whittards Store und damit war das Ziel klar. Überrascht hat uns aber dann, dass das Geschäft in einem schönen Einkaufs- und Wohnzentrum direkt am Hafen lag. Statt nur schnell Tee zu kaufen (dank Auswahl auch schon zeitaufwändig) sind wir noch zwischen den Geschäften entlanggelaufen und haben das Treiben beobachtet.
Das Tageslicht ist aber knapp, weshalb wir uns dann doch losgerissen haben und, wieder über Landstraßen, zu den Seven Sisters gefahren sind. Die Seven Sisters ist eine ausgedehnte Steilwand an der Südküste, welche in hellem weiß erstrahlt. Das Bild ist vermutlich jedem bekannt. Überrascht hat mich aber die Tatsache, dass in knapp 100 Jahren die Küste 250 Meter weiter in das Land gedrängt wurde. Da wird einem etwas mulmig auf der einen Seite, auf der anderen Seite erinnert es einen an die Kraft der Natur. Erst ein Spaziergang unter den Felsen, dann auf den Felsen und schon waren wieder zwei Stunden um. Der Himmel wurde dunkler, es wurde Zeit weiterzufahren.
Wohin? Eastbourne, eine Stadt ähnlich zu Bournemouth, oder Hastings, eigentlich auch ein Strandbad. Die Fähre fährt am nächsten Tag um 14:00 Uhr. Von den Eindrücken der letzten Tagen erschlagen entscheiden wir uns für die entspannte Variante: Wir fahren nach Dover, übernachten dort, schauen uns vormittags Dover an und dann auf die Fähre.
19:30 Uhr die Ankunft in Dover. Ein Hotel war noch nicht ausgesucht, aber wir hatten Hunger und haben erstmal im Marks & Spencers eingekauft. Dabei sind wir uns einig geworden: Unsere Köpfe sind voll, Dover wenig spannend und ein Hotel teuer. Warum nicht nachfragen, ob wir heute schon auf eine Fähre können. Gesagt, getan und nach der Zollkontrolle und der Bezahlung eines Aufschlags waren wir auf der Fähre.
Der Rest? Kurz vor 24 Uhr in Frankreich angekommen und dann ab zurück nach Hessen. Um 06:00 Uhr lagen wir dann körperlich und geistig erschöpft im Bett.
Fazit
Lohnt ein Besuch bei den Inselaffen?
Ganz eindeutig, ja. Es war nur eine Woche und von unserem ursprünglichen Plänen ist nicht viel übrig gebliegen. Trotzdem haben wir so viel erlebt, so viel erkundet und genossen, dass es sich nicht nach nur einem Urlaub anfühlt. Die Aufteilung der Beiträge ist nicht willkürlich gewählt, sondern für mich sind das die Teile unserer Rundreise.
Und eigentlich wäre jeder dieser Teile mindestens eine Woche wert. England hat eine lange Geschichte und eine ganz eigene Kultur, die sich aber von Region zu Region unterscheidet. Alles in Südengland wirft dir seine Geschichte entgegen und es hat mir sehr viel Spaß gemacht, diese Geschichte zu erleben und zu erkunden.