Fazit zur Peloponnes Rundreise
Seit unserer Rundreise sind schon wieder über zwei Wochen vergangen und wir hatten genug Zeit unsere Eindrücke zu sortieren. Nach vielen Jahren Sommerurlaub in Italien hält man Griechenland für die logische nächste Destination. Beide Länder sind über die Geschichte der Antike bekannt und müssen demnach sehr ähnlich sein. Falsch gedacht!
Auf der Peloponnes sieht und spürt man die Einflüsse des Orients überall. Städte wie Tripoli könnten auch mit Tripolis verwechselt werden. Und eigentlich sind Gyros und Ouzo sehr ähnlich zu Kebap und Raki. Diese Einflüsse sind es, welche diesen Urlaub für uns sehr spannend gemacht haben. Die moderne europäische Kultur trifft auf die Frühantike der alten Griechen, die Fußabdrücke des römischen Reiches sind aber ebenso spürbar wie die unfreiwilligen Überbleibsel der Osmanen. Die Halbinsel war über Jahrtausende das Bindeglied, oder eher der Puffer, zwischen Orient und Okzident und hat dadurch gezwungenermaßen eine ganz eigene Identität entwickelt.
Wenn man, außerhalb der Touristen-Hotspots, einem Griechen begegnet, dann fühlt man eine vorsichtige Zurückhaltung. Oft hatten wir das Gefühl, dass wir erst eingeschätzt wurden, bevor über die Art der Interaktion entschieden wurde. Mit einem freundlichen Yassas oder Kalimera konnten wir das Eis meist schnell brechen. Ich kann nur vermuten, dass diese Zurückhaltung einerseits an den Jahrhunderten der Invasionen liegt, andererseits aber sicher auch daran, dass "die Europäer" den Griechen mit dem Sparkurs eine große Last auferlegt haben. Eine Last, deren Einfluss sich in der Infrastruktur wiederspiegelt.
Die Europäische Union hingegen scheint viele Infrastrukturprojekte zu finanzieren, so dass Ausgrabungen, Autobahnen und Bewässerungen auf einem hohen Niveau sind. Gerade die Bewässerung hat mich überrascht. Quasi alle Plantagen sind mit gezielter Tröpfchen- oder Wurzelbewässerung ausgestattet. Man sieht überall schwarze Schläuche, welche das Wasser direkt zu den Pflanzen bringt. Auch die Ausgrabungen sind meist in einem guten Zustand, auch wenn ich mir mehr erklärende Schilder gewünscht hätte. Und die Autobahnen, ein Teil des europäischen Autobahnnetzes, sind so neu, dass sie teilweise noch im Bau sind. Abseits dieser Leuchtturmprojekte wandelt sich das Bild aber schnell. Von Gras überwucherte Landstraßen, heruntergekommene Gebäude und rückständige Infrasturktur.
Die Wasserversorgung scheint überall gesichert, die Entsorgung ist aber noch sehr einfach. Kläranlagen scheinen die Ausnahme zu sein und so wird das Abwasser meist einfach in Flüsse oder das Meer geleitet. Es wirkt für einen Zentraleuropäer etwas befremdlich, wenn im Hafen von Galatas ein Rohr unter Wasser aus der Kaimauer kommt und dort braune Brühe in das Hafenbecken fließt. Ungewohnt war es für uns auch, dass man deshalb das Klopapier in den meisten Fällen nicht im Klo entsorgt, sondern in einem Mülleimer neben der Toilette. Kein schöner Anblick. Strom ist dagegen kein Problem, die Qualität des Internets schwankend. Aber alle Leitungen sind an Masten befestigt, nicht wie in Deutschland üblich im Boden verlegt.
Mobilfunk war recht zuverlässig verfügbar, gerade bei Siedlungen. Das WiFi der Campingplätze abhängig vom verfügbaren kabelgebundenen Internet, aber meist eher langsam für einen kompletten Campingplatz. Kein Wunder, dass zumindest ein Campingplatz deshalb auf Starlink gesetzt hat, was mir die Gelegenheit für einen Test gab. Ich bin positiv überrascht, 150 Mbit/s bei einem Ping von 40 Millisekunden hatte ich nicht erwartet. Das kann locker mit dem Internet in Deutschland mithalten. Wenn wir bei der Digitalisierung sind: Kartenzahlung beziehungsweise Apple Pay war überall möglich, selbst in der kleinsten Taverne am Strand.
Für Reisende mit Erfahrung in südlichen Ländern alles kein Beinbruch. Am Ende wünscht man sich als Camper einen ebenen schattigen Stellplatz, saubere Sanitäranlagen und etwas Strom. Das war immer gegeben. Auch wenn die Reise unser diesjähriger Sommerurlaub war sind wir nicht die Menschen, welche drei Wochen am Strand liegen. Wir wollen auch das Land sehen und hatten dementsprechend auch einige Sehenswürdigkeiten auf unserem Reiseplan. Hier bietet die Peloponnes eine unendliche Fülle an Ausgrabungen antiker und mittelalterlicher Stätten, landschaftlicher Besonderheiten und pulsierender Städte. Letztere haben wir weitestgehend ignoriert und uns im Besonderen auf die Ausgrabungen konzentriert.
Hier merkt man oft, dass die Geschichte Griechenlands weiter zurückreicht als diejenige von Italien. Mykene erlaubt einem einen Blick bis zur Zeit von 3.500 vor Christus, während Mystras einen Eindruck des Mittelalters auf der helenischen Halbinsel vermittelt. Und für alles dazwischen und danach gibt es weitere Ausgrabungen und Sehenswürdigkeiten. Mit Kalavryta wird einem auch klar, dass Griechenland auch in der Neuzeit nicht vor Invasion und Leid gefeilt ist. Wenn man bei jedem braunen Schild, die einem zu Sehenswürdigkeiten leiten, abbiegen würde, dann kann man locker mehrere Monate auf der Halbinsel verbringen und hat vermutlich noch immer nicht alles gesehen. Dabei dürfte Vieles noch unentdeckt in den Böden schlummern.
Für einen Strandurlaub würden wir in den Westen gehen. Steinstrände sind einfach nichts für uns, man kann nicht mit bequem auf dem Handtuch liegen und braucht Strandschuhe, um unverletzt ins Wasser zu gehen. Der Westen aber bietet nördlich von Kalo Nero einen langen und breiten Sandstrand. Bei uns war das Wetter leider sehr windig und teils regnerisch, vermutlich geschuldet dem Reisezeitraum im September. Die ersten beiden Wochen ohne Sandstrand hatten wir traumhaftes warmes Wetter. Keine gute Planung von uns. Positiv ist zu erwähnen, dass die Strände nicht mit Clubs wie in Italien zugepflastert sind. Rechtlich sind Strände in Griechenland Allgemeingut und können nicht gepachtet werden, womit das Geschäftsmodell der Bagnos hier nicht existiert. Vereinzelte Strandtavernen gibt es und zumindest bei der von uns besuchten waren die Liegen kostenlos und wir konnten dem sandigen Wind etwas entgehen.
In Summe hat uns die Peloponnes sehr gut gefallen. Auch wenn der Entspannungsteil unseres Sommerurlaubs dieses Jahr ins (Regen-)Wasser gefallen ist war die Rundreise zumindest kulturell absolut lohnenwert. Ein Blick in die Vergangenheit und die Wiege der Demokratie lohnt sich in jedem Fall und ich kann dir einen Urlaub auf der Halbinsel wärmstens ans Herz legen. Auch für Wanderungen, Radfahren oder Wassersport ist die Region gut geeignet. Für reine Standurlaube dagegen weniger. Die wenigen Sandstrände sind wenig touristisch, große Hotelanlagen sucht man vergebens. Aber auch das hat seinen Charme, man muss es nur mögen.
Yassas!