Lebt IRC noch oder stirbt es schon?

Lebt IRC noch oder stirbt es schon?
Photo by Kaur Kristjan / Unsplash

Mit dem Umstieg auf Linux kam bei mir etwas die Nostalgie angekrochen. Die Nostalgie an Zeiten, als das Wort Discord noch keine Bedeutung hatte, als Facebook gerade so das Licht der Welt erblickt hat und die Nutzer des Internets noch eine kleine Gemeinschaft von Nerds war.

DamalsTM war das Internet noch nicht so bequem. Musik hörte man entweder als MP3 aus Tauschbörsen, oder man gehörte zu den coolen und hörte sich noch Radio-Streams mit WinAmp an. Unterbrochen wurde die Musik dabei von einem dezenten Ah-oh von ICQ. Aber ICQ war nur für die wenigen Freunde, die zwar im Internet, aber nicht wirklich Nerds waren. Die richtigen Nerds haben sich entweder in Foren unterhalten, oder für die direkte Kommunikation: Im IRC.

IRC, das Internet Relay Chat, ist eine der ersten Chat Protokolle im Internet. Meist private Betreiber haben einen Server eröffnet und jeder konnte sich auf diesen Server verbinden. Anschließend ist man einem oder mehreren Kanälen beigetreten. Einer der bekanntesten Server für Gamer war das QuakeNet, zumal dieser noch einige Bots zur sicheren Reservierung von Kanälen und Nutzernamen angeboten hat. Es hat sich eingebürgert, dass ein Kanal mit einem Hashtag beginnt, also wäre mein Kanal unter #Kernic zu finden gewesen.

Um sich mit dem IRC zu verbinden verwendete man einen IRC Clienten, entweder einen langsamen im Browser oder, wie die Meisten: mIRC. Wobei der Client eigentlich gar nicht so wichtig war, da IRC sich auf grundlegende Funktionen und Formatierungen beschränkt. Dick, kurisv, ein paar Farben, fertig. Avatare? Profile? Fehlanzeige. Eine History gibt es gar nicht. War man nicht eingeloggt, dann hat man die Nachrichten verpasst. Einzige sogenannte Bouncer konnten hier Abhilfe schaffen. Diese laufen durchgehend auf einem Server und sind durchgehend mit dem IRC verbunden. Man selbst verbindet sich dann auf seinen Bouncer und kann so auch eine Historie nachlesen. Wenn man das will.

Screenshot der Oberfläche von mIRC.
mIRC Client / Quelle: Computer Bild

Alleine die Tatsache, dass die Einleitung und Erklärung zu IRC so lange ist zeigt schon: Heutzutage ist IRC nicht mehr weit verbreitet, wie auch ICQ. Während letzteres erst von Skype, dann von WhatsApp abgelöst wurde ist IRC Discord zum Opfer gefallen. Kostenlose eigene Server mit eigener Struktur sind doch cooler, als ein einzelner IRC Kanal. Zumal Discord moderne Features wie Bilder und eine Historie mitliefert. Und natürlich einen integrierten Voicechat.

Mich stört bei Discord hingegen die Performance und das Aufgeblähte. IRC ist schnell, IRC ist schlank. Weniger Kanäle sorgten für mehr Gemeinsamkeit, die fehlende Historie für mehr Fokus und direkte Interaktion. Oder eben die Klarheit, dass keiner antworten wird. Und wie finanziert sich Discord eigentlich? Ich verstehe es bis heute nicht. Reicht Nitro da wirklich aus?

Trotzdem, Discord ist gemütlicher. Der integrierte Voicechat, die problemlosen privaten Nachrichten und das modernere Aussehen machen es funktional überlegen zu IRC. Vor ein paar Wochen hat es mich wieder auf einen IRC Server gezogen und was soll ich sagen: tote Hose. Bei größeren Themen wie #archlinux findet man noch wenige aktive User, andere Themen sind aber entweder nicht mehr vertreten oder einfach tot. Schade. Ich mochte das familiäre Gewusel im IRC.

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