LogiMAT 2023 - Mein Eindruck

LogiMAT 2023 - Mein Eindruck
Photo by Petr Magera / Unsplash

Seit Anfang des Jahres bin ich bei einem neuen Arbeitgeber beschäftigt und dort als Produkt Owner für den Wareneingang zuständig. Mein neues Unternehmen ist die letzten beiden Jahre stark gewachsen. Ein schnelles Wachstum bringt aber auch Herausforderungen, für die Lösungen gefunden werden sollen.

Deshalb meldete ich mich sofort, als der Besuch der LogiMAT in Stuttgart im Raum stand. Die LogiMAT ist eine Messe mit Fokus auf die Intralogistik, also die Bewegung von Waren innerhalb eines Lagers. Und wo fangen die Warenbewegungen in einem Lager an? Genau, im Wareneingang. Meine Hoffnungen waren groß, dass der ein oder andere Hersteller auf der Messe innovative Ideen und Lösungen präsentieren wird.

Wir haben uns entschieden, dass es bei einer Messe dieser Größe sinnvoller ist, zwei Tage einzuplanen. Meine Kollegen haben sich für eine Übernachtung entschieden, ich wollte die 190km pendeln. Das war auf jeden Fall ein Fehler. Ich hatte bei meiner Überlegung den Verkehr im Großraum Stuttgart komplett unterschätzt. So kam ich nicht, wie geplant, um 10:00 Uhr zum Treffpunkt, sondern erst deutlich nach 11:00 Uhr. Alleine im Parkhaus habe ich 40 Minuten einen Parkplatz gesucht - trotz Leitsystem. Verkehrsplanung und -steuerung haben sie auf jeden Fall nicht drauf.

In der Halle angekommen war ich dann erstmal erschlagen. Dank Corona ist es lange her, dass ich solche Menschenmassen zu Gesicht bekommen habe. Recht schnell verteilte sich die Menge aber auch auf die Hallen des riesigen Messegeländes und wir mit ihnen. Start logischerweise bei Halle 1. Bekannte und unbekannte Unternehmen stellten ihre Lösungen für den Transport von Ware innerhalb eines Lagers vor.

Schnell stellte sich bei mir die Ernüchterung ein. Spannende Innovationen waren selten. Die meisten Anbieter zeigten ausschließlich Bekanntes wie Förderbänder, automatische Kleinteilelager oder ähnliches. Nichts, was es nicht schon seit über einem Jahrzehnt auf dem Markt gibt. Einige Stände hatten dabei Mühe herauszustellen, was die Stärke ihres Produkts oder gar der Einsatzzweck ist. Andere Stände waren dagegen extrem unspannend. Wer geht auf eine Intralogistikmesse um sich Absperrbänder anzuschauen?

Hin und wieder war dann aber doch ein interessantes Produkt dabei, dass zwar nicht überraschend aber doch recht neu auf dem Markt ist. Schnell wurde mir aber auch klar, dass diese Produkte zwar Potential haben, aber noch nicht ausgereift sind. Spannend fande ich Roboterarme mit Saugnäpfen, welche einzelne Artikel greifen können. Aber auch hier fehlte für meinen Bedarf immer irgendwas. Entweder zu wenig Hubkraft, keine Teilentnahme aus dem Behälter oder schlicht so langsam, dass es fünf Roboter zum Ersatz eines Mitarbeiters braucht.

Am Ende des ersten Tages taten mir ziemlich die Füße weh. Wir hatten knapp die Hälfte geschafft und dabei über 10km zurückgelegt. Und 190km Autobahn waren noch vor mir. Ich hätte doch das Hotel nehmen sollen.

Tag 2 startete besser, der Verkehr war nicht so schlimm (ich bin auch früher los) und ich war pünktlich. Ein Vortrag über Innovationen hatte unser Interesse geweckt, und recht schnell verloren. Hier ging es nicht um spezifische Entwicklungen, sondern sehr allgemein um die Notwendigkeit und Planung von Innovationsprojekten. Ich fühlte mich an die Uni zurückversetzt.

Wenn schon keine Roboter für das Handling von Artikeln, dann aber wenigstens autonome Lösungen für den Transport von Paletten von der Entladeflächte zur Einbuchung. Diese waren in einer noch nicht besuchten Halle. Hier war es für mich deutlich spannender. Roboter, die Paletten aufnehmen und von A nach B fahren waren einige im Angebot. Viele nicht in der Lage, dass direkt vom Boden zu tun. Aber auch welche mit richtigen Gabeln. Nur nicht so autonom, wie sie angepriesen werden. Die meisten Modelle benötigen ein intensives Einlernen durch den Hersteller und fahren nur auf fest definierten Strecken. Ein Hindernis? Das Gerät bleibt ratlos stehen. Anpassungen im Lager? Der Hersteller muss vor Ort alles neu anlernen. Flexibel und autonom ist für mich etwas anderes.

Die Halle für Software hat mich aber am Meisten enttäuscht. Bilder einer Software, meist irgendein Lagerverwaltungssystem unter vielen, wenig Interessantes. Ich hatte auf Artikelerkennung mit Kameras kombiniert mit Machine Learning oder KI gehofft. Vergebens. Auch hier waren die gezeigten Produkte konservativ oder weit weg von einem produktiven Einsatz.

Etwas enttäuscht und erschöpft sollte es zum Mittagessen gehen. Auf der Messe keine Chance. Jeder Verpflegungsstand hatte Warteschlagen wie im Europa-Park. Wer kann auch mit so vielen Besuchern rechnen. Die Karten werden ja nicht vorab verkauft. Ah, doch. So wurde es für uns der zweite Tag McDonalds und für mich die Erkenntnis: Ich mag McDonalds nicht mehr.

Fazit

Interessanter Überblick über den Markt

Auch wenn mein Text bisher eher negativ war, die beiden Tage an der LogiMAT waren interessant. Man bekommt einen guten Überblick über den Markt und die aktuellen Entwicklungen. Man sieht was geht, und eben auch, was noch nicht geht.

Dabei zeigt sich aber auch, dass die Unternehmen weniger innovativ sind, als ich das erwartet hatte. Autonome Fahrzeuge, die feste Routen auf aufgeklebten Strichen abfahren, sind für mich kein High Tech. Das kann inzwischen ein halbwegs begabter YouTuber mit einem Raspberry PI basteln. Klar, ohne Integration und Skalierung, aber trotzdem kein Sprung in die Zukunft.

Bei meinen Projekten ist es trotzdem hilfreich zu wissen, welche Lösungen es derzeit gibt. Und welche es noch nicht gibt. Also in welchem Rahmen ich mich bewegen kann.

Ich kann ein Besuch der LogiMAT auf jeden Fall jedem ans Herz legen, der in der Logistik arbeitet. Für einen Überblick ist ein Tag aber ausreichend, wenn man sich fokussiert und keine Termine hat. Sobald man aber noch ein, zwei längere Stopps hat wird es eng mit einem Tag.

Warte! Hier gibt's noch mehr!