Neue Zensur in Warhammer 40,000: Darktide
Der Entwickler Fatshark hat die bestehenden Versionen von Warhammer 40,000: Darktide in einem Hotfix für Deutschland, Österreich und Japan stark zensiert, teilweise fälschlicherweise. Bei den Spielern sorgt das jetzt für einen Shitstorm gegenüber Fatshark, der nur teilweise gerechtfertig ist.
Das Warhammer 40,000 Universum ist gewalttätig und brutal. Wenig überraschend sparen auch die Spiele rund um das Universums nicht mit Blut und Gewalteffekten. Das von mir derzeit gespielte Warhammer 40,000: Darktide geizt entsprechend nicht mit der Gewaltdarstellung. Sichtbare Fleischwunden an den Gegnern, spritzendes Blut und abgetrennte Körperteile gehören für den Entwickler Fatshark zum Universum und damit zum Spiel. Ich kann es nachvollziehen, dadurch wirkt das Spiel noch beklemmender, noch abstruser und der verzweifelte Überlebenskampf wird noch spürbarer.
In Deutschland haben wir aber noch die USK, die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle. Die von der Spieleindustrie finanzierte Prüfstelle übernimmt die hoheitliche Aufgabe, Videospiele zu prüfen und ihre Eignung für Kinder und Jugendliche festzustellen. Ohne eine Bewertung durch die USK darf ein Spiel in Deutschland nicht vertrieben werden. Dementsprechen hat Fatshark auch Darktide vor der Veröffentlichung auf dem PC und der XBox zur Prüfung bei der USK eingereicht. Das Ergebnis: 18+ und damit nicht für jugendliche nicht geeignet. Das ist die strengste Einstufung, die die USK vergeben kann. Wenn selbst diese nichtmehr ausreicht, dann kann ein Spiel mit einem Verkaufsverbot belegt werden.
Damit die Bewertungen nicht rein subjektiv sind hat die USK sich ein Regelwerk auferlegt (die nicht in Stein gemeiselt sind). Das Regelwerk umfasst aber keine klaren Regeln der Art: Wenn man Blut sieht, dann ist es ein 18+ Spiel. Im Gegenteil sind die Regeln recht schwammig formuliert, um den Kontext eines Spiels in der Bewertung berücksichtigen zu können. Ein Kriterium ist beispielsweise, wie menschenähnlich ein Gegner ist. So gilt auch ein Alien als menschenähnlich, wenn er wir ein Mensch geht und sich so verhält. Bei Gewalt ist also wichtig, in welchem Zusammenhang sie steht. Ist sie unumgänglich Teil des Spielprinzips und der Konfliktlösung, dann ist heutzutage sehr viel erlaubt. Die USK erwartet nicht, dass sich der Spieler in einem Kriegsspiel nur mit Worten verteidigen darf.
Dementsprechend war die Gewalt in Darktide kein Problem, da der Spieler in einer Situation war, in welcher er sich mit Gewalt wehren "muss". Auch passt die Art und Menge der Gewaltdarstellung zum Universum und den Werkzeugen/Waffen.
Jetzt gibt es aber einen Aufschrei der Spieler, weil Fatshark gestern für Deutschland, Österreich und Schweiz die Gewaltdarstellung massiv gekürzt hat. Wunden sind nicht mehr sichtbar, Körperteile sind nicht mehr abtrennbar und die Menge an Blut ist reduziert. Leider hat Fatshark nicht nur die Kommunikation verkackt beziehungsweise komplett vergessen, sondern die Zensur übertrieben. Sie scheinen die Zensurregeln von Japan einfach auf die Versionen für Deutschland und Österreich übertragen zu haben. Inzwischen haben sie eine Stellungnahme abgegeben in welcher sie sich für die schlechte Kommunikation entschuldigen sowie den Fehler der Überzensur zugegeben haben. Die meisten Effekte werden nächste Woche wieder ins Spiel kommen.
Das Problem: Die meisten. Ein Effekt bleibt weiterhin deaktiviert. Die Leichen der getöteten Gegner werden weiterhin nicht auf die Einwirkung von Spielern reagieren. Das war bisher anders. Man konnte den Leichen weitere Wunden zufügen und Körperteile abtrennen. Jetzt bleiben sie, von allen Aktionen der Spieler unbeeindruckt, einfach liegen. Laut Fatshark bleiben diese entfernt, um den Forderungen der Prüfstelle, also der USK, nachzukommen. Einigen Spielern passt diese Zensur aber gar nicht, zumal das Spiel vor zwei Jahren mit der Gewaltdarstellung von der USK freigegeben wurde. Es wir vielfach gefragt, warum diese Änderung notwendig geworden ist.
Um es einfach zu sagen: Warhammer 40,000 Darktide soll für die Playstation 5 veröffentlicht werden. Die Veröffentlichung auf einer neuen Plattform erfordert, dass diese Version auch von der USK geprüft und freigegeben wird. Es scheint, dass die USK bei dieser Prüfung zu einer anderen Ansicht gekommen ist, als bei der Prüfung vor zwei Jahren. Verstümmelbare Leichen tragen nicht zur Konfliklösung und zur Erreichung des Spielziels bei. Damit fallen sie unter die unnötige und übertriebene Gewaltdarstellung und die USK hat Fatshark aufgefordert, diese Funktion in der Playstation 5 Version zu entfernen.
Das dürfte aber Sony nicht begeistert haben. Eine PS5 Version mit weniger "Funktionen" als auf den anderen Plattformen geht für Sony gar nicht. Fatshark hat hier also wieder Druck bekommen, dass sie auf der Playstation 5 die selbe Version wie auf den anderen Plattformen veröffentlichen sollen. Da die Funktion "Leichen zerstückeln" aber dank USK nicht eingebaut werden durfte hat man die Version andersrum angeglichen: Die Funktion wird in den anderen Versionen auch entfernt. Tada - alle Versionen haben den gleichen Funktionsumfang.
Und warum Österreich? Weil Salzburg nicht, wie der Rest von Österreich, die PEGI verwendet, sondern auch die USK Einschätzung. Da die Anpassungen nur für komplette Länder vorgenommen werden können leidet jetzt ganz Österreich unter der Regulung Salzburgs.
Zusammenfassend muss man sagen, dass Fatshark hier Einiges verbockt hat. Die Kommunikation war erst nicht vorhanden und jetzt ist sie sehr spartanisch. Würde man offen kommunizieren, wie es zu der Zensur kam, dann wären viele Mutmaßungen und viel Ärger im Keim erstickt. Der Bug mit der Überzensur ist dann natürlich die Sahnehaube auf der Shitstorm-Torte. Wobei ich die überemotionalen Reaktionen der Spieler auch nicht nachvollziehen kann. Ruhig bleiben, nachfragen und Antwort abwarten wäre die Devise gewesen. Rumpöbeln, aufregen und meckern war die Devise. Laut Brüllen scheint leider der neue Trend zu sein.