New World: So viel verschenktes Potenzial

New World: So viel verschenktes Potenzial
New World Artwork / by New World

MMOs gibt es wie Sand am Meer und seit vielen Jahren bin ich eigentlich ein Fan dieses Genres. Wenn man will, dann ist man mit einer Gruppe gleichgesinnter unterwegs, ohne aber zu müssen oder gestresst zu sein. Angefangen mit Lineage II über verschiedene Asia MMOs zu Eve Online und im weiteren Sinne Destiny 2 habe ich viele MMOs gespielt.

Wobei die beiden bekanntesten Vertreter an mir vorbei gegangen sind: Word of Warcraft und Final Fantasy XIV. Bei WoW wurde ich erst von der Community abgeschreckt, welche mich zu Zeiten von Burning Crusade empfangen hatte. Danach hatte ich eine Weile Black Desert Online gespielt und kam mit dem Tap-Targeting, also der indirekten Steuerung, nicht mehr klar. Deshalb auch kein Final Fantasy XIV. Seit Black Desert bin ich ein Freund von Action Combat.

Ende 2021 kam dann Amazon Game Studios mit ihrem Erstlingswerk um die Ecke: New World. Ein MMO, welches ursprünglich einen Fokus auf PvP hatte und ein Action Combat System bietet - bis heute eine Seltenheit. Dazu sah es verdammt gut aus und ist Buy2Play mit kosmetischen Gegenständen gegen Echtgeld. Klingt doch erstmal super. Der PvP Fokus wurde dann relativ kurzfristig geändert, nachdem einige interne Tests durchgeführt wurden. So kurzfristig, dass das Game zu Release nichts Halbes und nichts Ganzes war. Es hatte Potenzial für PvP, aber die Systeme rund um Spielerkämpfe wirkten unfertig. Das Gleiche galt für den PvE Part.

Einer der größten Kritikpunkte war aber wohl, dass das Spiel nicht zugänglich war. Es gab keine Reittiere und man musste viel Laufen. Es gab zwar Schnellreisepunkte, aber diese waren weit voneinander entfernt und die Schnellreise recht teuer. Erschwerend kam hinzu, dass es kein globales Lagersystem gab und die Schnellreise zwischen Städten teurer wurde, je mehr Gewicht das persönliche Inventar hatte. Im Gegenzug waren die Lagerkapazitäten in jeder Stadt beschränkt, so dass man als Handwerker gezwungen war, die Gegenstände in mehreren Städten zu lagern. Nicht zu vergessen das Fraktionssystem, welches je nach eigener Fraktion das Handwerk in von der eigenen Fraktion kontrollierten Städten attraktiver machte. Blöd natürlich, dass der Markt auch nicht global war, und der Hauptmarktplatz des eigenen Servers nicht zwingend die Stadt war, in welcher man Boni durch die Fraktion hatte.

Man war also gezwungen, viel Logistik zu betreiben, speziell als Handwerker. Auf der anderen Seite war das Fraktionssystem abseits dessen komplett nutzlos. Bei den Fraktionskriegen konnten nur wenige Spieler teilnehmen und außerhalb dieser war das PvP absolut optional, und ist es heute noch. Verpflichtendes Open World PvP zwischen den Fraktionen hätte die Marktplätze der einzelnen Städte gestärkt und den Transport spannender und lohnender gemacht. Mit der Option sein Inventar zu verlieren zumindest. Ohne möglichen Verlust rennt man einfach wieder los und gut ist. Risk vs Reward wäre hier die Devise gewesen.

Aber leider hat AGS zu sehr auf die Spieler gehört. Sowohl in den Betatests, als auch nach Release. Gerade nach Release wurde das Spiel von über einer Millionen Spielern überrannt. Viele dieser Spieler kamen aus Themepark MMOs ohne richtiges PvP, dafür mit Fokus auf die Story. Genau das hat New World aber nicht geboten und dafür waren die Systeme nicht ausgelegt. Die Systeme waren für ein PvP Systeme ausgelegt, wenn man mal von den Problemen der Engine absieht. Aber anstatt den PvP Fokus anzuerkennen und auszubauen ist AGS genau den anderen Weg gegangen: Sie haben das PvP in dem erbärmlichen Zustand gelassen und stattdessen das Spiel weiter vereinfacht. Mehr Schnellreisepunkte, Schnellreisen quasi kostenlos, ein globaler Markt und globaler Zugriff auf alle Lager. Damit wird es quasi egal, welche Stadt man besucht und als Fraktion besetzt.

Trotzdem macht das Gameplay Spaß. Der Kampf ist schön dynamisch, ohne so übertrieben zu sein, wie es bei Black Desert Online der Fall ist. Die Welt sieht beeindruckend aus, auch wenn man den Zeitdruck des Studios merkt. Alle paar hundert Meter findet man die selben Kisten, Wagen und Steine. Immerhin sind die Städte und Biome einzigartig. Etwas mehr Erkundung wäre aber toll gewesen. Wobei man eh kaum noch laufen muss, dank der inflationären Platzierung der Schnellreisepunkte und der Reittiere.

Bei der Story könnte das Spiel viel bieten. Inzwischen ist sie immerhin teilweise vertont, aber der Großteil wird faul über Notizzeiten erzählt, welche man in der Welt sammeln kann. Ich finde die Prämisse über die Ursache der Unsterblichkeit und die Korrumpierung der Seele eigentlich echt spannend. Selbst bin ich noch nicht durch die komplette Story durch, aber bisher hat sie mich unterhalten. Nur was kommt danach? Ein paar Dungeons, welche durch Modifikatoren erschwert werden können für besseres Loot. Fraktionskrieg? Wurde überarbeitet, muss ich mir noch anschauen. Handwerk und Sammeln ist vermutlich auch in New World nicht meins. Ich bin gespannt, welche Karotte mit das Game am Ende bieten wird.

Ich denke aber, ich werde noch einige Posts zu New World schreiben. Mein Plan ist es, mehr Beiträge über die aktuellen Themen meiner Lieblingsspiele und -programme zu schreiben. Ihr dürft gespannt sein 😄

Warte! Hier gibt's noch mehr!