Planetside 2 - Fast das, was Battlefield sein sollte

Banner von Planetside 2. Im Hintergrund Schlachexplosionen, im Vordergrund je ein Soldat jeder Fraktion.
Planetside 2 Banner / by Daybreak Game Company

Nachdem bei Eve Online bei mir die Luft raus war fehlte mir irgendwie ein Hauptspiel. Inzwischen auf Linux war Destiny 2 keine Option, Bungie weigert sich bis heute das Spiel für Linux freizugeben, obwohl es problemlos laufen würde. New World* hingegen konnte mich nicht dauerhaft packen - eventuell fehlten mir einfach die Mitspieler.

Irgendwie bin ich dann über Planetside 2 gestolpert. Ein Spiel, auf das mich eine Benachrichtigung von Steam ("Jezaja spielt Planetside 2") vor über einem Jahr schonmal aufmerksam gemacht hat. Damals habe ich es nach 30 Minuten verwirrt deinstalliert. Ich wollte dem Spiel aber nochmal eine Chance geben und hab Jezaja dazu verdonnert, eine Runde mit mir zu spielen. Leider ist auch er nicht so tief im Spiel und ich merkte: Alleine wird das nichts.

Nach kurzer Suche und ausgiebigem Vergleich bin ich bei der German Soverignty (Discord)  auf dem Server Cobalt gelandet. Mit neuem Charakter, da mein einziger Charakter bisher bei der falschen Fraktion war. Und los ging mein Einstieg in die Welt von Auraxis.

Etwas Lore vorab

Die Geschichte vom Krieg

Ich bin einer der vermutlich wenigen Spieler, die sich über eine Hintergrundgeschichte bei Spielen freuen. Planetside 2 hat diese Hintergrundgeschichte, wenn auch sehr spartanisch. Ich möchte sie hier trotzdem grob zusammenfassen, damit man besser versteht, was in dem Spiel vor sich geht.

In unserer nahem Zukunft versinkt die Menschheit im Chaos. Die Ressourcen gehen aus und es herrscht auf der ganzen Erde Krieg. Es braucht mehrere Jahrhunderte der Konflikte bis die Terranische Republik gegründet wurde. Wenn auch demokratisch werden strenge Gesetze eingeführt, um eine stabile Gesellschaft zu sichern.

Kurz danach öffnet sich Wurmloch in der Nähe des Pluto. Bevor dieses aber genauer untersucht werden kann kollabiert das Wurmloch und zerstört dabei Pluto. Jahre später begibt sich ein Abenteurer mit einer Crew zu den Trümmern des Planeten und findet dort ein außerirdisches Artefakt. Dieses zeigt dem Chefwissenschaftler bei Berührung eine Vision und ist ab da inaktiv. Es wird beschlossen, dass der Fund geheim gehalten wird, da sich das Wurmloch bald wieder öffnen soll. Dies wird vermutet, da das Wurmloch bereits 90 Jahre vor dem Pluto Vorfall bereits offen war und die 90 Jahre bald vorbei sind.

Das Logo der Terranischen Republik auf schwarzem Grund. Ein schwarzes Dreieck rot hinterlegt mit einem Pfahl durch.
Logo der Terranischen Republik / Künstler unbekannt

Seinen Ruhm nutzt der Abenteurer, um Präsident der Terranischen Republik zu werden und von dieser, nach seinem Rücktritt, die Unterstützung für eine Flotte zur Erkundung des baldigen Wurmlochs erhält. Und wie erhofft öffnet sich das Wurmloch wie vorhergesagt und die Flotte beginnt, dieses zu durchqueren. Aber es kommt, wie es kommen muss: Während dem Durchflug kollabiert das Wurmloch. Von den Schiffen, die bereits auf der anderen Seite waren, sind viele durch den Kollaps zerstört worden. Am Ende blieben nur noch wenige Schiffe übrig, inklusive das des Abenteurers - manchmal lohnt es sich der Erste zu sein.

Es war kein bewohnbarer Planet in Sicht. Den meisten ihrer Ressourcen beraubt mussten jedoch harte Regeln in der Flotte eingeführt werden. Dadurch kam es zu Unruhen, die letztendlich in der Ermordung des ehamligen Präsidenten und der Verschärfung der Regeln mündeten. Hier begann sich auch das Neue Konglomerat, ein Zusammenschluss von Unternehmern mit Hang zur Unabhängigkeit, zu bilden.

Unerwartet wurde dann ein Planet, Auraxis genannt, entdeckt, das Terraforming begonnen und die Besiedlung gestartet. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Artefakte der Außerirdischen - Vanu genannt - entdeckt wurden. Die Forschungen an diesen Artefakten wurden von der Terranischen Republik aber geächtet, so dass die Wissenschaftler im Geheimen forschen mussten.

Eines Tages spitzten sich die Spannungen zwischen der Terranischen Republik und dem Neuen Konglomerat zu einem Krieg zu. Die im Geheimen gewachsene Vanu Souveränität nutzte die Gelegenheit, um den beiden anderen Fraktionen ihrerseits den Krieg zu erklären.

Da stehen wir nun in Planetside 2: Als ein Soldat für eine der drei Fraktionen kämpft man über die Vorherrschaft über Auraxis.

Zu Land, zu Wasser, zu Luft

Ein großes Arsenal will benutzt werden

Das war jetzt doch mehr Geschichte, als ich geplant habe. Dann jetzt aber zum Spiel selbst. Fangen wir einfach beim Genre an: Planetside 2 nennt sich selbst ein MMOFPS. Ein Shooter aus der Ego-Perspektive mit mehr Spielern, als man das gewohnt ist. Auraxis besteht im Spiel aus fünf Kontinenten, von welchen aber immer nur auf einem Teil gespielt werden kann - abhängig von der Anzahl aktiver Spieler auf dem Server. Tagsüber ist oft nur ein Kontinent offen, Abends zwei und kurzzeitig maximal drei. Was heißt offen in diesem Fall? Irgendwann geht ein Kontinent in einen Alarm Modus über, welcher einen Countdown startet. Die Fraktion, die bei Ablauf des Countdowns den größten Anteil am Kontinent hat, wird dann zum Sieger erklärt und der Kontinent geschlossen. Dafür öffnet dann ein anderer Kontinent, wenn nicht schon genug offen sind.

Karte vom Kontinent Esamier. Die Gebiete sind farbig nach der besitzenden Fraktion markiert.
Karte der Gebiete des Kontinent Esamier, sowie deren Besitz / by Kernic

Wie kurz angeschnitten ist jeder Kontinent in Gebiete aufgeteilt. Diese sind am Anfang entweder gleichmäßig auf die Fraktionen aufgeteilt oder inaktiv, abhängig von der Spieleranzahl werden mehr oder weniger Gebiete geöffnet. Daher auch das MMO in MMOFPS. Pro Kontinent können bis zu 900 Spieler aktiv sein, also 300 von jeder Fraktion. In Weltrekorversuchen waren es auch schon über 1.200 Spieler. Dementsprechend gibt es nicht nur einen Konflikt in der Mitte, sondern kleine Gefechte an allen Grenzregionen und meist ein bis zwei größere Gefechte an neuralgischen Punkten.

Dabei wählt ihr eine von fünf Klassen, die sechste kann nur gegen Bezahlung aktiviert werden:

  • Infiltrator: Kann sich unsichtbar machen, Terminals hacken und Scharschützengewehre verwenden.
  • Light Assault: Mit seinem Jetpack kommt der Light Assault schnell an fast jeden Ort.
  • Medic: Als Medic heilst du deine Teammitglieder oder holst sie ins Leben zurück.
  • Engineer: Reparatur von Fahrzeugen, aber auch die Verwendung von stationären Gadgets wie Schilden oder Geschütztürmen sind die Spezialität des Engineers.
  • Heavy: Schwere Waffen, starke Panzerung und einen Raketenwerfer.
  • MAX: Ein mächtiger Körperpanzer und starke Waffen. Kostet dafür aber auch 450 Naniten.
Ausrüstungsfenster für den Combat Medic. Links wählt man in einer Liste die Klasse aus. In der Mitte gibt es eine Vorschau des Charakters. Rechts können Waffen und Module ausgewählt werden.
Combat Medic im Ausrüstungsfenster

Um direkt einzuschreiten: Der MAX kostet kein Echtgeld, sondern Naniten. Man startet mit 750 Naniten und bekommt jede Minute wieder 50 Naniten auf sein Konto. Damit soll verhindert werden, dass Spieler den MAX, aber auch anderes großes Kriegsgerät zu oft einsetzen können.

Und von diesem Kriegsgerät gibt es einiges. Mehrere Jeeps, fliegende und fahrende Truppentransporter, Kampfflugzeuge und Panzer. Für jeden ist etwas dabei. Aber keine Angst, ich meiner bisherigen Erfahrungen sind diese Fahrzeuge eine Unterstützung zur Infanterie und können selten alleine agieren.

Vom Spawn aus gilt es jetzt schnellstmöglich an die Front zu kommen und entweder ein eigenes Gebiet zu verteidigen oder ein feindliches einzunehmen. Bei den meisten Gebieten gibt es, wie in Battlefield, ein oder mehrere Flaggen. Nähert man sich diesen ohne einen Gegner in der Nähe, dann nimmt man diese ein. Hat man mindestens 50% der Flaggen eingenommen, dann beginnt ein Countdown für die eigene Fraktion herunterzuzählen. Erreicht dieser null, dann hat man das Gebiet eingenommen. Als Alternative gibt es noch Gebiete, welche man durch Capture the Flag einnimmt. Das macht, um ehrlich zu sein, weniger Spaß.

Dabei ist das Gunplay sehr gut gelungen und die verschiedenen Waffen bieten viel Abwechslung. Das gilt sowohl bei den verschiedenen Typen wie Scharfschützengewehren, Schrotflinten, SMGs und so weiter, aber auch zwischen den Fraktionen. Während bei der Terranischen Republik die Feuerrate höher ist haben viele Waffen der Vanu Souveränität eine horizontale Flugbahn. Jede Waffe und jedes Fahrzeug hat seine eigenen Vor- und Nachteile, ohne dabei komplett nutzlos zu sein.

Grafik und Ton

2012 lässt grüßen

Bei der Grafik sieht man dem Spiel an, dass es von 2012 ist. Es hat zwar über die Jahre einige Verbesserungen erhalten, aber am Ende ist die Spieleengine von 2012. Texturen sind sehr verwaschen, Kanten kaum geglättet und Details wie Gras kaum vorhanden. Die Grafik ist zweckdienlich, aber nicht schön. Der einzige Vorteil dabei ist, dass das Spiel damit auch auf normalen PCs recht flüssig läuft. Bedingt durch die Spieleranzahl ist die CPU in dem Spiel stark belastet, hier sollte also auf jeden Fall ein stärkeres Modell her.

Blick von einem Felsen auf zwei Brücken und einen Tower auf dem Kontinent Oshur.
Blick auf Oshur / by Kernic

Partikeleffekte und Schatten sind okay und sollten nicht zu weit runtergestellt werden. Oft erkennt man doch mehr, wenn die beiden Effekte zumindest in grundlegender Form aktiviert sind.

Der Ton ist passend. Die Waffen klingen unterschiedlich, Fahrzeuge sind unterscheidbar. Manche würden etwas mehr Bumms bevorzugen, aber für mich klingen die Sounds realistisch. Die Musik? Wie in den meisten kompetitiven Spielen habe ich sie direkt deaktiviert. Am Ende legt sie sich über wichtige Geräusche oder den Voice-Chat.

Fazit und Spielgefühl

Was ich von der Battlefield Reihe erwartet habe

Leider bin ich recht spät auf Planetside 2 gestoßen. Im ersten Moment sah das Spiel für mich schon ziemlich altbacken aus und die vielen Möglichkeiten im Spiel überwältigen am Anfang. Ich kann auf jeden Fall empfehlen, sich ein Outfit aka Clan zu suchen. Der Einstieg ist schnell gemacht, aber die ganze Ausrüstung zu verstehen und alle Mechaniken zu überblicken ist dann doch nicht ohne.

Aber das macht auch den Reiz des Spiels aus. Es ist kein Call of Duty. Es ist die klare Weiterentwicklung der Battlefield Reihe. Nicht die neuen Teile, sondern von Battlefield 2. Nicht Kills zählen, sondern das Teamplay und die Taktik. Wäre die Formel von Battlefield 2 weiterentwickelt und vergrößert worden, dann wäre dabei etwas wie Planetside herausgekommen. Aber wäre es dann noch erfolgreich? Wer weiß.

Wenn du Science Fiction und Shooter magst, dabei Spaß an Battlefield 2 hattest, dann schaue dir Planetside auf jeden Fall an. Aber wichtig: Schaue es dir mindestens 20 Spielstunden an. Ansonsten bekommst du kein Gefühl für die ganze Komplexität des Spiels. Solltest du alleine sein und Unterstützung brauchen, dann melde dich gerne bei mir.

  • Matrix: @kernic:matrix.org
  • Discord: Kernic#2305
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