Pokémon Purpur: Für mich 20 Jahre zu spät

Blick von der Treppe zur Akademie auf die Stadt. Im Vordergrund ein blonder Junge, neben ihm Pikatchu.
Blick von der Akademie auf die Stadt / Kernic

Die Ankündigung zu Pokémon Karmesin und Purpur* hatten seit Jahren wieder mein Interesse für ein Pokémon Spiel geweckt. Die Teile davor waren kaum Innovativ und eigentlich immer das gleich Spiel mit angepasster Region, Pokémon und Geschichte. Mit Pokémon-Legenden: Arceus* hat man sich schon etwas vorgewagt und eine 3D Welt erschaffen, welche aber noch leer und in Gebiete eingeteilt war.

Diese 3D Welt wurde mit Pokémon Karmesin und Purpur* aufgebohrt. Eine komplett offene Welt, Pokémon laufen durch die Landschaft und man kann einfach frei Erkunden. Keine Zufallskämpfe mehr, dafür gezielteres Vorgehen. Mit technischen und optischen Schwächen, aber für mich sind diese verschmerzbar. Auch wenn mir eine Grafik von The Legend of Zelda: Breath of the Wild* oder Xenoblade Chronicles* besser gefallen hätte. Trotzdem kann ich damit leben.

Voller Freude habe ich mich in die Welt gestürzt. Irgendwas angelehnt an Spanien, die neuen Starterpokémon sind ziemlich... knuffig. Ich habe mich für Felori entschieden, die anderen beiden sehen für mich schon etwas dämlich aus. Auch sonst ist der Artstyle ungewohnt. Auf der anderen Seite auch eine konsequente Weiterentwicklung des Pokémon Stils. Man hat sich schnell daran gewöhnt und nach einem ersten Übungskampf soll man sich auf den Weg zur Pokémon-Akademie machen. Nach einem Story-Einschub kommt man relativ schnell dort an.

Weltkarte von Pokémon Purpur. Charakter ist in der Akademie, circa 1/3 vom Rand der Karte weg, wo das Stargebiet liegt Laufzeit fünf Minuten.
Weltkarte in Purpur. Am unteren Rand ist der Start.

Eines wird klar: Die Open-World ist gar nicht so riesig. In 20-30 Minuten ist man von einem zum anderen Ende gelaufen. Maximal. Aber gut, lieber eine Open-World mit Atmosphäre als eine leere Karte, die maximal mit generischen Tätigkeiten gefüllt ist. Für mich hat das schon Cyberpunk 2077* gezeigt. Dabei ist die Open-World bisher ganz hübsch, aber auch steril und texturarm. Aber noch mehr gespart wurde dann in der Akademiestadt. Man hat versucht über verschiedene Einkaufsgeschäfte eine Stadt zu rechtfertigen und ist dabei gescheitert. Es sind einfach die gleichen Geschäfte mit anderem Namen.

Und die neuen Bösewichte nennen sich in meiner Edition schlicht Team Star. Das klingt richtig bedrohlich und zumindest in meiner ersten Begegnung waren sie nur zum Erlernen der Terrakristalisierung da. Letztere ist für mich komplett neu. Gut, das letzte Pokémon, dass ich ernsthaft gespielt habe, war die Kristall-Edition. Natürlich habe ich direkt mein Pikatchu in ein Flugtyp kristallisiert und locker gewinnen. Dafür absolut stillos. Meine Fresse sieht Pikatchu als Terra-Form dämlich aus. Grundsätzlich finde ich die Kristallformen wenig gelungen.

Aber da kommen wir auch zu meinem Problem. Pokémon Karmesin und Purpur* sind keine schlechten Spiele. Klar, technisch und grafisch geht mehr, aber die Spiele sind endlich der Schritt in die richtige 3D Welt für Pokémon. Genau das, was ich mir als 12-jähriger Junge immer gewünscht habe. Und jetzt existiert genau diese Version, die sogar irgendwie zu meinen Träumen von damals passt. Und ich komm einfach nicht ins Spiel. Es packt mich nicht. Warum? Für diese Antwort habe ich auch einige Wochen gebraucht:

Ich bin nicht mehr 12 Jahre alt, sondern 34. Die Geschichte um den kleinen Jungen beziehungsweise das kleine Mädchen , welches in die Welt aufbricht und erwachsen wird zieht mich nicht mehr in den Bann. Das habe ich hinter mir. Aber ich gehe zur Akademie, lese Gespräche zwischen Kindern und erlebe die Einfachheit ihrer Welt. Eine Einfachheit, die meine Welt verloren hat und in die ich nicht eintauchen kann. Zumindest aktuell.

Aber es hilft nichts, ich werde das Spiel trotzdem durchspielen. Eventuell finde ich einen Moment, in welchem ich etwas offener für die Geschichte bin.

Warte! Hier gibt's noch mehr!