Die Subjektivität von Restaurantbewertungen

Die Subjektivität von Restaurantbewertungen
Photo by henry perks / Unsplash

Manchmal hat man einfach keine Lust zu kochen und beschließt dann, dass man Essen gehen möchte. Nur wohin? Zum bekannten Italiener oder will man doch mal etwas Neues ausprobieren?

Manchmal muss man mutig sein, und Abwechselung ist auch gut. Damit man aber bei einem miesen Restaurant landet gibt es inzwischen Bewertungen im Internet. Natürlich keine professionellen Bewertungen, sondern die Meinungen anderer Menschen, welche die Restaurants (oder andere Orte) bereits besucht haben. Logisch, damit werden die Bewertungen automatisch subjektiv. Auf der anderen Seite sollte eine ausreichende Menge an Bewertungen trotzdem einen guten Durchschnitt bilden. Dachte ich zumindest.

Diesen Mittwoch war mal wieder einer dieser Abende, an welchem wir einfach keine Lust zum Kochen hatten. Da wir eh noch in den Nachbarort zum Einkaufen mussten hatte die Idee, dass wir dort einen Italiener ausprobieren könnten. Laut Google Maps gab es auch einen mit einer Bewertung von 4,7 Sternen im Durchschnitt. Das sind immerhin 0,2 Sterne mehr, als unser üblicher Italiener, der ganz okay ist. Also sind wir nach dem Einkaufen hingefahren und haben noch einen Tisch bekommen, voll war das Restaurant trotzdem.

Was soll ich sagen? Die Preise waren den Bewertungen angepasst und circo 10-20% höher als in unserer Gegend üblich. Die Karte war nicht überfüllt und ein positiver Punkt war die Erwähnung, dass die Spaghetti Carbonara mit Guanciale und ohne Sahne gemacht ist. Entschieden haben wir uns dann aber für einen Beilagensalat, eine Pizza mit Peperoniwurst und Trüffel-Parmesanpasta. Gerichte, die wir gut kennen und vergleichen können. Und im Nachhinein bin ich froh, dass ich die Carbonara nicht genommen habe. Hier hätte ich sorgen gehabt.

Die Pizza hatte einen dicken Teig, zu viel Käse und war deshalb fettig. Sie war auch in einer Pfanne gebacken worden, also nicht aus dem Steinofen. Eher American Style als italienisch. Und die Trüffel-Parmesanpasta? Natürlich war es kein hochwertiger Trüffel, sondern "einfacher" Sommertrüffel. Kein Problem, das hatte ich auch nicht erwartet. Ich hatte bei dem Preis aber nicht mit gekauften Trockennudeln gerechnet. Und schon gar nicht mit dem Parmesannest aus dem Großmarkt. Anstatt die Nudeln im Parmesan zu wenden wurde dieser im Schälchen neben den Teller gestellt. Für über 20 € auf jeden Fall enttäuschend. Und der Salat? Fertigsauce und viel Mais. Letzteres bringt Masse und Gewicht zum niedrigen Preis.

Auf dem Heimweg waren meine Freundin und ich dann verwirrt. Wie konnte dieses Restaurant 4,7 Sterne bekommen. Nach einigen Überlegungen sind wir zur Vermutung gekommen, dass es nicht nur auf den Einzelnen ankommt, sondern auch auf die Umgebung. Wenn die anderen Restaurants in Reichweite schlechter sind, dann ist das bessere Restaurant im Verhältnis natürlich besser. Aber nur im Verhältnis zur lokalen Auswahl. Bewertungen sind also nicht überregional vergleichbar.

Dann ist mir auch klar geworden, dass fünf Sterne eigentlich ein doofes System sind. Die Masse der Bewertungen vergibt fünf, vier oder einen Stern. Also perfekt, passt und Katastrophe. Die zwei und drei werden kaum verwendet. Warum geht man hier nicht auf drei Sterne runter, dann wäre die Aussagekraft auch höher. Trotzdem wäre das Restaurant vom Mittwoch noch immer überbewertet gewesen, da die Konkurrenz wohl mies ist.

Zumindest ich werde zukünftig noch starker auf die Bilder achten und die kritischen Bewrtungen im Detail durchlesen.