Was halte ich von New World Aeternum?
New World* ist für mich ein Spiel voller ungenutzer Chancen. Bei der Veröffentlichung im Jahr 2021 war das Spiel hübsch und das Kampfsystem hervorragend. Die Umsetzung war aber einfach schlecht. Die Performance des Spiels war selbst auf starker Hardware unterirdisch, der Netcode warf dem Kampfsystem und anderen Spielsystemen gleich mehrere Knüppel zwischen die Beine und die Inhalte waren eher dürftig.
Einiges davon ist Amazon Gamestudios, kurz AGS, in den letzten drei Jahren angegangen. Der Einstieg wurde erleichtert und der Netcode verbessert. Letzterer hat noch immer seine Schwächen, die Performance auch. Inhaltlich gab es eine Erweiterung, das war es. Der Fokus lag klar an der Überarbeitung der Spielsysteme. Manche meiner Meinung nach zum Negativen wie die deutliche Vermehrung der Schnellreisepunkte oder die lokalen Märkte und Lager. Im Detail hab ich das schon in einem älteren Beitrag beschrieben.
Seit der Erweiterung war es auch wieder still um das Spiel, demensprechend sind die Spielerzahlen auch stark gesunken. Von dem Höhepunkte mit fast einer Millionen Spielern ist das Spiel derzeit mit um die 4.000 Spielern deutlich entfernt. Für ein MMO ist das natürlich schlecht, gerade wenn sich die Spieler auch noch auf mehrere Server über mehrere Regionen der Welt verteilen. AGS war aber nicht untätig, sie haben das Spiel mal wieder überarbeitet. Der Einstieg soll angepasst worden sein, dazu wird das Spiel am 15. Oktober auf den aktuellen Konsolen veröffentlicht. Die Controllersteuerung wurde dafür ausgebaut und das Interface angepasst. Für Solo-Spieler gibt es im Endgame neue Herausforderungen, dazu kommt noch ein 10-Mann-Raid. Aber reicht das, um New World zu retten?
Um ehrlich zu sein, ich befürchte nicht. Der Re-Re-Re-Release (Launch, Fresh-Start, Rise of the Angry Earth Erweiterung*) wird sicher neue Spieler anlocken, gerade auf den Konsolen. Ich werde sicher auch wieder reinschauen und eventuell diesmal einen Charakter bis Level 65 spielen. Aber die grundlegenden Probleme wurden nicht angegangen. Es fehlt noch immer die Langzeitmotivation. Man spielt die Story durch, man macht die Dungeons ein paar Mal, fertig. Franktionskriege sind nach wie vor so gestaltet, dass nur eine kleine Anzahl Spieler wirklich daran teilnehmen, Open-World-PvP ist weiterhin optional, abgesehen von einem Gebiet. Crafting weiterhin kaum nütlzlich und Handel oder gar eine Ökonomie existiert weiterhin nicht ernsthaft. Wozu soll ich Handwerk mühsam skillen, wenn ich damit kaum etwas anfangen kann?
Was ein Spieler macht hat gar keinen Einfluss auf die Welt und auf die anderen Spieler. Es ist also eher ein MMORG Light, oder wie AGS es selbst sagt: Ein RPG mit Multiplayerelementen. Das Problem ist aber, dass sie dafür einen MMORPG Unterbau haben und diesen auch betreiben müssen. Lohnt sich das nicht mehr, dann ist New World Aeternum einfach nicht mehr spielbar. Vermutlich will das dann auch keiner mehr, denn ohne neue Inhalte kennt man das Spiel recht schnell.
Achja, dank der Konsolen wird New World Aeternum ein Target Lock einführen. Zielen ist damit keine Notwendigkeit mehr, ihr visiert den Gegner damit automatisch an. Egal ob PvE oder PvP. Erste Stimmen vermuten, dass hier das komplette Balancing flöten gehen wird. Manche Waffen wie der Rapier oder die Büchse waren stark, aber nur, wenn man seine Rotation richtig platzieren konnte. Aim-lock übernimmt das Platzieren jetzt für die Spieler. Ein Streamer konnte so Duelle gewinnen, obwohl seine Augen verbunden waren. Wieder eine Vereinfachung, wovon das Game schon zu viele hat.
Mit Throne and Liberty* kommt dazu am 1. Oktober aus dem gleichen Hause ein waschechtes MMORPG als Konkurrenz, auch auch PC und Konsolen. Das Kampfsystem dort scheint zwar nicht ganz so actionlastig zu sein, aber dafür gibt es zum Start schon viele Inhalte. Das Spiel existiert immerhin schon seit über einem Jahr in Korea. New World Aeternum ist sicher einen Blick wert, wenn es im Sale ist oder man es schon hat. Aber ich denke nicht, dass damit das Spiel langfristig gerettet wird. Mit der neuen Ausrichtung zu einem RPG frage ich mich aber, ob das überhaupt noch der Plan ist.